Rezension

Der Stil könnte polarisieren

Cooper - Eberhard Rathgeb

Cooper
von Eberhard Rathgeb

Bewertet mit 5 Sternen

Das Glück ist ein zerbrechliches Gefühl. Während im einen Moment alles in bester Ordnung scheint und man glaubt das Heft in der Hand zu halten, bahnen sich Geschehnisse an, die man nicht erwarten konnte, oder vielmehr nicht erwarten wollte. Genau so ergeht es dem Paar Lisa und Jakob und ihren Kindern Carlotta und Nora. 
Die Stimmung ist von Beginn an recht düster, obwohl wir mit Hilfe eines allwissenden Erzählers eine scheinbar glückliche und zufriedene Familie bei ihrer ersten Fahrt zum neuen Ferienhaus begleiten. Doch irgendwas stimmt nicht, läuft ganz anders als erwartet. Die Familie weiß es noch nicht und auch der Leser rätselt noch, denn vieles wird nicht direkt ausgesprochen, was das Ganze noch dramatischer werden lässt. Dann schlägt das Schicksal gnadenlos zu. 

Der Schreibstil ist besonders, da er beispielsweise ohne wörtliche Rede auskommt und einerseits reduziert ist, andererseits scheinbare Kleinigkeiten erörtert. Die Personen im Buch erscheinen beliebig austauschbar, da sie wie reine Platzhalter, nicht wie echte Charaktere erscheinen, doch das werte ich positiv. Signalisiert es doch nur, dass es theoretisch von jetzt auf gleich, genauso ergehen kann, wie den Personen im Buch. Man muss zwischen den Zeilen lesen, interpretieren und offen für die philosophische Bedeutung des Buches sein. Zwischendurch kam auch immer mal wieder der Gedanke auf, ob ich die Katze oder den bösen Jungen von der Tankstelle „richtig“ interpretiere. Diese Sorgen waren nicht nötig, denn obwohl vieles, ähnlich dem Cover, im Nebel liegt, führt der Autor jeden aufmerksamen Leser zu den richtigen Schlüssen. Wer beim Auslöschen einer Familie an Brutalität denkt, liegt hier falsch (je nach Ansicht ist das ja positiv oder negativ zu werten) und trotzdem entwickelt das Buch Spannung. 
Ich denke, dass der Stil sehr polarisierend ist und empfehle daher vorab eine Leseprobe. Ich konnte das Buch jedenfalls nicht mehr weglegen, als ich einmal mit dem Lesen angefangen hatte. Die knapp 140 Seiten flogen nur so dahin und ließen mich zwischendurch immer wieder Erschauern oder tief durchatmen. Die Erzählung konnte mich fast durchweg gut unterhalten, allerdings fand ich das Ende sehr deprimierend. 
Das Buch legt man vielleicht zur Seite, aber die Erinnerung daran bleibt…