Rezension

Der tägliche Kampf ums Überleben machen dich zur Heldin

Heldentage - Sabine Raml

Heldentage
von Sabine Raml

Bewertet mit 5 Sternen

"Heldentage" ging mir ziemlich nah und hat mich emotional absolut in die Knie gezwungen. Als Tochter eines Alkoholikers fühlte ich mich in meine Teeniezeit zurückversetzt und litt mit Lea. Lea ist für mich eine starke Persönlichkeit, die ihre eigenen inneren und äußeren Kämpfe bestreitet. Ich bewundere sie für ihr Durchhaltevermögen. Der Schreibstil ist am Anfang Gewöhnungssache, aber wenn man mit der Art des Textes warm wurde, entpuppt sich das Buch als wahrer Schatz. Ein schmerzlicher Schatz, der bewusst macht, dass wir als Menschen eine Menge mehr brauchen um zu existieren. Existieren ist vielleicht das falsche Wort. Überleben passt vielleicht doch ein Stück weit besser zu dieser Story. Wärme, Essen und Kleidung? Niemand von uns braucht Kleidung, die nicht ansatzweise zu passen scheint. Wer will sich dauerhaft Blasen laufen, da die Schuhe entweder zu groß oder zu klein sind? Es tat mir unheimlich weh es zu lesen und macht mir die Kinderarmut in Deutschland wieder einmal mehr als bewusst. "Heldentage" sollte unbedingt zwischen den Zeilen gelesen werden, um das Verständnis für Lea aufbringen zu können.
Der Klappentext machte mich neugierig und auch das Cover sah sehr lebensbejahend aus, sodass es meine Neugier wecken konnte. Es war definitiv anders als erwartet, aber deswegen nicht weniger wertvoll. Ich bin in Gedanken immer noch bei Lea und ein klein wenig Wut auf ihre Mutter macht sich immer noch breit. Es handelt sich natürlich um Fiktion, aber auf der anderen Seite erleben viele Kinder / Jugendliche ihre Eltern eben so wie hier dargestellt. Ein Flaschenfreund ist wichtiger als das tägliche Brot. Mich wundert es nicht, dass Kinder anfangen zu stehlen, um sich wenigstens hin und wieder an einem Stück Schokolade zu erfreuen.
Nun habe ich schon ein klein wenig vorweggenommen von dieser Story, die sich wie ein Lebensbericht liest. Lea ist 15 und hat familiäre und schulische Probleme. Ein ganz normales Mädchen eigentlich, wenn da nicht so viele Defizite in ihrem Leben vorhanden wären. Lea führt definitiv kein einfaches Leben und dennoch hat sie ebenso wie andere Teens die normalen, üblichen Problem. Klar kommen da einige hinzu die andere nicht haben, aber Lea quält auch die Frage: "Wie sehe ich aus?" "Was ziehe ich an?" Verliebt ist sie auch und das über beide Ohren. Nur leider klappt es nicht mit Lenny, denn Leny trennt sich von Lea. Liegt es daran, das Lea sich nicht getraut hat ihn zu küssen? Wir leiden mit Lea und irgendwann wendet sich das Blatt für sie in allen Bereichen ihres chaotischen Lebens. Wer hat ein Happy End verdient, wenn nicht Lea, die Heldin in "Heldentage"
Mir ging das Buch wie gesagt sehr nah, da ich genau weiß, wie sehr Kinder / Teenager starke Eltern an ihrer Seite brauchen. Eltern die stärken und ihren Kindern Geborgenheit vermitteln. 
"Heldentage" wirkt authentisch und gerade deshalb konnte es mich sehr begeistern. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung und hoffe, dass noch viele Leser/innen von diesem Buch wie magisch angezogen werden. Ein sehr eindrückliches und aussagekräftiges Debüt, welches nicht von einer Friede - Freude - Eierkuchen - Welt erzählt, sondern auch die negativen Seiten mancher Leben erzählt. Eine Heldin wächst heran und macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderen. Mein Respekt hierbei geht an die Autorin, die die richtigen Worte fand um mich zu begeistern. Vielen Dank dafür.