Rezension

Der Teufel, der Köpfe jagt

KOPFJÄGER - Tim Curran

KOPFJÄGER
von Tim Curran

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mike "Mac" McKinney ist als Kriegskorrespondent mit den Truppen der Airbone in Vietnam unterwegs. Er will die Story seines Lebens schreiben und erlebt täglich den Schrecken des Krieges hautnah mit, ist Teil dieser Hölle und kämpft schließlich damit, nicht den Verstand zu verlieren. Als er von der grauenhaften Legende des "Kopfjägers" (Ngui san ddau - der Teufel, der Köpfe jagt) erfährt, hält er dies zunächst nur für reinen und urtümlichen Aberglauben, doch die Hinweise auf einen wahren Kern verdichten sich. Das Grauen rückt immer näher, macht Jagd auf ihn und scheinbar Nichts kann es aufhalten ...

Leseeindruck

1970: Vietnam ist in dieser Kurzgeschichte nicht nur Handlungs-, sondern auch Kriegsschauplatz und so wird der Leser dieser Novelle nicht nur mit einer Art des Horrors konfrontiert, ja regelrecht penetriert. Im ersten Teil der Geschichte erleben wir den Krieg in all seiner Hässlichkeit und Grausamkeit mit. Für Zartbesaitete dürfte dies nur schwer zu ertragen sein. Von Granaten, Maschinengewehrfeuer und Landminen zerfetzte Soldaten; Blut, Verstümmelung und Folter - Curran ist schonungslos und zeigt eine abscheuliche Wahrheit, realen Horror. Der schnörkellose Schreibstil ist zu diesem Zeitpunkt perfekt dem Inhalt angepasst: Rotzig, pur, hart und voller Slang. Zwischendurch blitzt die von Curran gewohnte sprachliche Bildgewalt bereits durch und der erwartete Horror in Gestalt des "Kopfjägers" baut sich langsam aber kontinuierlich auf.

"Der Krieg ist voller Horrorgeschichten und man muss sie alle im Zusammenhang sehen, sonst verliert man den Verstand."

"Manche der Berets waren verrückt, und das mussten sie sein. Für sie war der Krieg eine Droge, die sie gefixt und geschnüffelt, geraucht und runtergeschluckt hatten wie Wein."

Ohne zu viel auf den Inhalt einzugehen, sei gesagt, dass die Geschichte in ihrem Verlauf für mich mehr und mehr gewann. Der durch den Kopfjäger verkörperte Horror ist genau das, was mir an Currans Geschichten so gefällt. Die wachsende Angst, das Grauen und der Effekt auf die Figuren lösen bei mir eine Gänsehaut aus. Der Autor ist stark in seinen Beschreibungen des Seelenzustands seiner Charaktere und das kommt an beim Leser.

"Ich lag da, mein Herz wie eine Trommel hämmernd, die Lippen fest zusammengepresst, meine Hände an die Matratze geklammert. (...)"

Seine Figuren setzt Curran dem Grauen skrupellos aus, lässt sie leiden und hoffen, bereuen und verzweifeln ... und den Leser nimmt er huckepack mit.

Fazit

"Kopfjäger" ist eine wirklich skrupellose Horrornovelle, die zu Beginn mit Splatterelementen gespickt ist und augenscheinlich eher roh wirkt. Im Verlauf der Geschichte gewinnt sie jedoch an Subtilität und punktet mit feinem Horror und einem bitterbösen Ende.