Rezension

Der Titel ist Programm

Dämmerschlaf - Edith Wharton

Dämmerschlaf
von Edith Wharton

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Epochenporträt, das zwar interessant klang, dessen Figuren und Handlung mich aber leider nicht begeistern konnten.

Inhalt
Pauline Manford gehört zur High Society und ihr Tag ist bis auf die Minute geplant mit Aktivitäten wie Modellsitzen, Meditieren etc. Wehe, die Tocher wagt es, zu einem nicht vorher vereinbarten Termin aufztauchen und mit ihr reden zu wollen. Für sie ist der Schein wichtig: es gilt, stets den neuesten Trends zu folgen und die richtigen Leute zu kennen, um die besten Partys schmeißen zu können. Neben Pauline lernen wir noch ihre Tochter Nona, Single, und ihren Sohn Jim kennen. Jim ist mit der jungen, energiegeladenen Lita verheiratet, die sehr schnell von allem und jedem gelangweilt ist. Dann wäre da noch Paulines erster Mann und ihr jetziger Ehemann, der ihr Scheidungsanwalt war. 

Tja, und allzu viel passiert in dem Buch eigentlich auch nicht...

 

Meine ausführlichere Meinung
"Dämmerschlaf" ist sicherlich ein Epochenporträt der 20er Jahre. Pauline ist quasi eine Vorzeigedame dieser Zeit. Doch auch Lita, die gerne ausgeht und Ambitionen hat zum Film zu gehen, zeigt, wie es in den Roaring Twenties zugange ging.

Das Buch ist leider nicht ganz das satirische Porträt der Zeit, dass ich mir erwartet hatte. Es gibt längere Passagen, die sich einfach hinziehen und die Tatsache, dass es eigentlich nur einen Ausschnitt aus dem Leben der diversen Figuren zeigt, in denen nichts besonderes Herausragendes passiert und das am Ende auch sehr offen bleibt, trägt sicherlich seinen Teil dazu bei, das man sich fragt, was das Ganze denn soll. Denn Unterhaltung ist es eigentlich nicht, aber ein Sachbuch ist es selbstverständlich erst recht nicht. Obwohl die Tatsache, dass es doch eine hohe Anzahl von Fußnoten gibt, vielleicht etwas anderes suggeriert.

Hier finde ich es übrigens sehr schade und auch nervig, dass die Fußnoten nicht am Seitenende als Anmerkung eingefügt wurden, sondern erst am Ende des Buches. So wurde der Lesefluß durch Hin- und Herblättern oft unterbrochen und das Lesevergnügen blieb dadurch erst recht auf der Strecke.

Edith Wharton konnte schreiben, keine Frage, aber ich kann ebenso absolut nachvollziehen, warum "Dämmerschläf" für viele Leser seinem Titel alle Ehre macht und eher langweilt als unterhält.
 

Fazit
Wer an den 20er Jahren interessiert ist, sollte dem Buch ruhig eine Chance geben, aber ansonsten ist es nur bedingt empfehlenswert.