Rezension

Der Titel ist Programm ! Zauberhafte Seelennahrung !

Soul Food -

Soul Food
von Elizabeth Acevedo

Bewertet mit 5 Sternen

Emoni ist 17 Jahre alt und ist es bereits gewohnt Entscheidungen immer auch für Andere mitreffen zu müssen, denn die Afro-Latina ist bereits Mutter einer 2jährigen Tochter, unterstützt ihre 'Buela bei der sie lebt, finaziell durch ihren Job im Burgerladen und muss sich nebenbei auch noch auf ihr letztes Highschooljahr und ihren Abschluss konzentrieren. Es ist ein täglicher Kampf, dies alles unter einen Hut zu bringen und das Kochen hilft ihr, komplett abzuschalten und in ihre ganz eigene Welt einzutauchen.

Als an ihrer Schule ein Culinary Arts Kurs angeboten wird, ist sie begeistert, wägt aber schon im Vorfeld ab, ob sie sich das zeitlich wirklich leisten kann. Bestärkt von ihrem Umfeld schreibt sie sich schließlich ein und bereitet sich, noch ohne es zu ahnen, selbst einen stabilen Weg in ihre Zukunft....

Schon als ich das Buch in der Programmvorschau im Herbst gesehen habe, war ich begeistert von Klappentext, Cover und Titel und konnte es kaum erwarten, das Buch in den Händen zu halten.

Und der Titel SOUL FOOD ist tatsächlich Programm, denn genau dies ist es, was der Inhalt einem gibt. Seelennahrung.

Das Buch ist ausschließlich aus Emonis Sicht geschrieben und hat sehr kurze Kapitel, die höchstens 6 Seiten umfassen, was mich anfangs irritiert und auch etwas gestört hat, im Nachhinein betrachtet, aber sehr gut zum Inhalt gepasst hat. Jedes Kapitel ist ein Fragment des großen Ganzen, ein kurzer Blick in den jeweiligen Tag oder eine bestimmte Situation mit der sich Emoni auseinander setzen muss.

Elizabeth Acevedos Schreibstil würde ich als flüssig und irgendwie warm bezeichnen, es fließt so viel Harmonie und Magie durch die Worte und über allem liegt ein rythmischer Beat, den man nie so richtig hören, aber stetig fühlen kann.

Magie und Rythmus findet man auch in Emonis Kochkünsten. Obwohl sie sich den Großteil bisher selbst beigebracht hat und das Kochen nur ihr alltäglicher Ausgleich zu Schule und Kind war, macht sie durch den Culinary Arts Kurs viele Fortschritte, verliert dabei ihr Faible für das Zusammenspiel verschiedener Zutaten nicht. Es geht ihr von der Hand wie Zauberei und steckt ihr scheinbar im Blut. Das bestätigen auch diverse Figuren mit ihren Reaktionen immer wieder.

Mir haben diese Momente, neben Emonis eigenem Wachsen, mit am Besten gefallen. Und ja, sie wächst mit jeder Seite wirklich mehr und mehr über sich hinaus. Durchbricht die Barriere zwischen Teenagerdasein und Erwachsenwerden und trifft, obwohl sie sich zunächst hilflos und zerrissen fühlt, am Ende die richtigen Entscheidungen, vor allem für sich selbst.

Überhaupt ist sie eine tolle Protagonistin, die eine starke Wandlung vollzieht. Sie ist besonnen, handelt immer überlegt, egal ob es dabei um schulische Aktivitäten, um ihre Tochter oder um Jungs geht. Sie ist ein wirklich starker, junger Charakter. Sie lernt täglich mehr über sich selbst, über ihre Wurzeln, über Familienbande und gewinnt permanent an Stärke.

Und auch die Nebencharaktere wie 'Buela, Angelica und Malachi habe ich schnell ins Herz geschlossen. Besonders Erstere ist Emoni immer die größte Stütze gewesen.

Einziger Charakter, der mir wirklich richtig auf den Keks ging, war Exfreund Tyrone. Der Vater von Emonis Tochter, der sich zwar um das gemeinsame Kind kümmert, aber Emoni gegenüber ständig den Patriarch raushängen lassen muss. Die Beiden sind nicht zusammen und er lebt ein völlig anderes Leben, trifft sich ständig mit irgendwelchen Mädchen auf Dates, dreht aber durch, als in Emonis Leben plötzlich Malachi auftaucht, der zunächst auch einfach nur ein Freund ist. An diesen Szenen zeigt sich, wie ausgelaugt Emoni tatsächlich ist, denn sie bietet ihm kaum die Stirn, obwohl sie innerlich vor Wut kocht. Stattdessen versucht sie, um Emmas Willen, die Wogen zu glätten. Das konnte ich einerseits nachvollziehen, andererseits hat es mich aber auch rasend gemacht.

SOUL FOOD ist ein großartiger Roman über das Wachsen und Erwachsenwerden, über die Magie des Kochens, über Familienbande und über ethnische und kulturelle Wurzeln. Mir hat er wirklich tolle Lesestunden beschert und ich kann und will ihn genau deshalb an euch weiterempfehlen.