Rezension

Der Tod ist mein Beruf

Waidwund - Max Stadler

Waidwund
von Max Stadler

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Mädchen fällt auf einen Mädchenjäger im Internet herein. Ein Mann in Afrika liebt Elefanten und lange Läufe. Eine Großbauerndynastie in Bayern wird gnadenlos durch einen Serienkiller ausgerottet. Und Kommissar Leitner kämpft lieber gegen Windmühlen ... Verzeihung: gegen Windräder als nach dem Mörder zu suchen. Und drei Jugendliche begeben sich auf einen Feldzug gegen Umweltzerstörer und korrupte Politiker. Wie kann das alles zusammenpassen? Gibt es einen roten Faden?

Den gibt es. Natürlich geht es uns genauso wie Kommissar Leitner. Wir tappen im Dunkeln. Durch kurze, interessante Kapitel hält uns der Autor bei der Stange, er switcht zwischen den verschiedenen Handlungssträngen hin und her, gibt uns jeweils einen Bruchteil Informationen, die zu weiteren Fragen führen, führt uns auch gern mal wie einen Ochsen am Nasenring im Kreis und in die Irre. Man taucht in das Leben im bayerischen Hinterland zur tschechischen Grenze ein, dort, wo alle schwarz wählen, die Politiker noch korrupter sind als in anderen Teilen der Welt und in der Großbauern noch immer alle anderen für ihre Leibeigenen halten. Wo sich mehr Gedanken darum gemacht wird, wer einen Elch abschießt als darum, warum jemand ermordet wird (na gut, das warum ist klar, nur nicht wer). Wir begleiten ein paar Jugendliche, die noch Ideale haben und Träume, wir schauen dem grantigen Kommissar über die Schulter, der weder seine Chefin, die Politik noch Nichtbayern mag, aber irgendwo, ganz bestimmt, das Herz auf dem richtigen Fleck trägt. Wir lassen uns mitnehmen nach Kenia, nach Tansania, hinein in den Dreck der Armut und Gefahr, wir sind live dabei, wenn ein Killer geradezu ritualmäßig Leute umbringt und sogar einen guten Grund dafür hat (glaubt er).

Der Weg in die Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen - aber heißt das, dass die ermordete Großbauernfamilie in den Himmel kommt? Denn die hatten alle nicht einen guten Vorsatz, scheint es. Der Schluss bleibt nicht offen, ist aber auch nicht gelöst - für den Leser schon, für unseren Kommissar nicht zwingend.
Manchmal wird es übertrieben mit der Politisierung (nicht, dass ich nicht öfter mal zustimmend genickt hätte), manchmal wird es übertrieben mit den Handlungen der Teenager (nicht, dass sie nicht immer einen guten Grund gehabt hätten), manchmal hätte ich einige Protagonisten erwürgen mögen. Andererseits sind diese Protagonisten gut ausgearbeitet, haben ihre eigenen Ansprüche, Aussprüche und Ausbrüche.

Fazit: Durchgehend spannender, manchmal ein wenig übertriebener Krimi mit Protagonisten, von denen ich durchaus gern noch mehr lesen würde.