Rezension

Der Tod strich der Ente ein paar Federn glatt ...

Ente, Tod und Tulpe - Wolfgang Erlbruch

Ente, Tod und Tulpe
von Wolfgang Erlbruch

Bewertet mit 4 Sternen

Die Ente hatte so ein Gefühl, als schleiche jemand hinter ihr rum. Der Jemand ist der Tod, eine Figur mit Totenschädel, im karierten Mantel, Schuhen und mit einer Tulpe in der Hand. Das Leben sorgt schon für Dinge, die "euch Enten so zustoßen" meint der Tod und denkt zum Beispiel an einen Fuchs. Die Ente sinnt nun notgedrungen darüber nach, ob sie nach ihrem Tod zu einem Engel wird; sie denkt auch an die Hölle tief unter der Erde, von der manche Enten erzählen. Die Ente kommt auf die Idee, dass ein leerer Teich zurückbleiben wird, wenn sie tot ist. Schließlich stirbt die Ente, ein sehr kleiner Tod bleibt zurück und wir erfahren, warum der Tod eine Tulpe mitgebracht hat. Während der Tod auf der letzten Seite das Buch verlässt, bewegen sich Fuchs und Hase um seine Füße herum.

Eindringlich spiegelt die Körpersprache der Ente ihre Empfindungen: sie kann schlank wie ein Ast sein, wenn sie sich erschreckt und ihre Brust deutlich herausdrücken, wenn sie dem Tod selbstbewusst entgegentritt. Auch die Körperhaltung des Todes lässt Raum, über seine Empfindungen nachzudenken. Die Behutsamkeit, die der Tod der Ente entgegenbringt, erschließt sich wohl eher erwachsenen Lesern.

Wolf Erlbruch stellt die Begegnung der Ente mit dem Tod sehr poetisch in ausgeschnittenen und auf hellen Grund montierten Kreidezeichnungen dar. Seine einfache Geschichte ist reich an Zwischentönen und spricht Leser aller Altersgruppen ganz individuell an. Ältere Kinder und Erwachsene zeigen sich von diesem Buch nachhaltig berührt. Ob man "Ente Tod und Teufel" für die eigenen Kinder schon im Kindergartenalter für geeignet hält, hängt davon ab, ob man seinen Kindern den Tod als Gestalt vermitteln möchte. Ich habe mich gegen diese Sichtweise entschieden, nachdem ich die Erfahrung gemacht habe, dass Kinder sich mit dem Tod von Angehörigen weniger poetisch als realistisch auseinandersetzen. Sie fragen zunächst danach, wo der Tote nun ist und ob sie oder die Eltern auch bald sterben werden. Wie bei allen Kinderbüchern zum Thema Sterben empfiehlt es sich auch bei Erlbruchs Bilderbuch, sich mit dem Thema zu beschäftigen, ehe die Familie aktuell von einem Todesfall betroffen ist.