Rezension

Der Tomatenrebell

Der Tomatenrebell - Michael Beisteiner

Der Tomatenrebell
von Michael Beisteiner

Inhalt:
Hinter den Hügeln, in einer wunderschönen Landschaft, die romantischer nicht sein könnte, liegt das Dorf Paradull. In diesem Idyll leben die Paradullis. Hier in einer Welt voller Lebenshunger und Naturschönheit weht einem der Duft von köstlich frischen Tomaten entgegen. Aber das war nicht immer so …
Vor einer Weile, berichtet der alte Paradulli, erschien ein Fremder in dem kleinen Dorf. Bissl Bissi nannte sich der Mann, der auf seiner Obstkiste große Reden schwang. Ja, große Reden schwingen, das konnte der Fremde gut. Er berichtete von einem Wundermittel namens Unkrautnix, das in der Lage sei, die Arbeit der Paradullis auf den Tomatenfeldern unglaublich zu erleichtern. Kein Unkraut jäten mehr und dafür viel mehr Tomaten, die die Pflanzen fortan tragen würden. Die Menge an Gemüse würde sich nicht nur verdoppeln, sondern verdreifachen!
Die Paradullis waren allesamt neugierig und lauschten den Worten des Fremden mit großer Begeisterung. Nur einer von ihnen verzog skeptisch das Gesicht. Der wilde Paradulli, der ständig Mittagsschlaf hielt, und immer ein wenig aus der Reihe fiel, traute dem Versprechen des Fremden nicht. Irgendwas war an diesem Angebot doch faul.
Aber so skeptisch der wilde Paradulli auch blieb. Die anderen Dorfbewohner waren von Bissl Bissis Versprechen ganz angetan. Was sollte da schon schief laufen? Schließlich versprach der Händler dieses Wundermittels auch, dass er keinerlei Forderung stellen würde, dass er ihnen das Unkrautnix sogar schenken würde, wenn er sein Versprechen nicht halten könne.

Meinung:
Beim ersten Blick aufs Buch fällt bereits das wunderschöne Cover auf. Auch für den Innenteil des Buches hat der Illustrator, Alex Nemec, liebevolle Zeichnungen gestaltet. Passend zur Thematik hat er sich hier für Schwarz-Weiß-Illustrationen entschieden, bei denen einzelne Elemente in einem knalligen (Tomaten-)Rot hervorgehoben werden.
Kindgerecht erzählt der Autor die Geschichte der Paradullis. Den Einwohnern eines kleinen Dorfes, das sich hinter den Hügeln fern am Horizont versteckt. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Eine Vielzahl exotischer Vögel fliegen umher, es duftet nach frischen Tomaten. Die Bewohner von Paradull nehmen jeden Besucher sehr herzlich in ihrer Gemeinschaft auf. Hier gibt es eine Tomatensaft-Bar, es gibt eine Tomatenschule und einen Versammlungsplatz. Empathie und die Sehnsucht nach Harmonie und Frieden sind hier Trumpf.
Doch das war nicht immer so. Der Leser wird Teil der Aufarbeitung des dunklen Kapitels der Dorfgeschichte.
Als kleine Belohnung erhalten jüngere Leser am Ende des Buches von Autor und Illustrator noch ein kleines Geschenk: Hier finden sich zwei Ausmalbilder. Eines vom wilden Paradulli und eines von Herrn Bissl Bissi.

Fazit:
Mit „Der Tomatenrebell“ hat Michael Beisteiner ein intelligentes Kinderbuch geschrieben, das auch für Erwachsene ein Lesevergnügen ist. Zugleich rettet er die fast ausgestorbene Literaturtradition der Dorfgeschichte für nachwachsende Leser.
Michael Beinsteiner gelingt es mit seiner Geschichte wachzurütteln. Immer höher, schneller, weiter. Wie lange geht das noch gut, insbesondere angesichts begrenzter Ressourcen?
Wachstumskritik heißt für Beisteiner nicht, die Dinge nur anders zu machen, sondern auch manche Bedarfe fallen zu lassen. Manchmal sollte man sich einfach auf das besinnen, was man hat. Die schönen Dinge im Leben, die man vielleicht gar nicht mehr richtig zu schätzen weiß.
Die derzeit so viel beschworene Achtsamkeit ist hier für Kinder erlebbar. Das Buch ist ein Appell sich rücksichtsvoll und achtsam gegenüber der Natur und anderen Menschen zu verhalten. Es regt zum Nachdenken und Diskutieren an.
Von mir gibt es hier eine klare Empfehlung für kleine und große Leser/innen.