Rezension

Der Traum vom wunderschönen Amerika

Das geträumte Land - Imbolo Mbue

Das geträumte Land
von Imbolo Mbue

Bewertet mit 4 Sternen

"Das geträumte Land" ist der Debütroman von Imbolo Mbue, die selbst aus Kamerun stammt und in ärmlichen Verhältnissen ohne Strom und fließend Wasser aufgewachsen ist.
Durch die Hilfe von Verwandten, die ihr ein Studium in den USA finanzieren, schafft sie es dort Fuß zu fassen.
Die Finanzkrise bringt allerdings auch in ihrem Leben einiges durcheinander.
In ihrem Roman findet man deshalb sicherlich viele Einflüße aus ihren ganz persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen.
 
Auch Jende und Neni stammen aus Kamerun und versuchen in Amerika ihren Traum von Freiheit, selbstbestimmten Leben und unendlichen Möglichkeiten zu leben.
Jende jobbt als Fahrer bei einer wohlhabenden Familie, während Neni neben ihrem Mutter Dasein studiert, um etwas größeres aus ihrem Leben zu machen.
Durch Jende erhält man einen Einblick in das Leben seiner gut betuchten Arbeitgeber.
Auf mich wirken sie oberflächlich und verstärken das Bild des stereotypen reichen Amerikaners.
Gerade zu Anfang bedienen sie so ziemlich jedes Klischee.
Ein reicher Börsenmakler, der seine Zeit nur auf Meetings oder in seinem Büro verbringt und sich nicht um die Belange seiner Familie zu kümmern scheint.
Daneben ist seine gutaussehende Gattin, die ihre Bestätigung auf allerlei Wohltätigkeitsveranstaltungen und anderen Events sucht, dabei aber in ständiger Angst lebt, verlassen und ihres Status beraubt zu werden.
Doch im Verlauf der Handlung entwicklen sich die Charaktere weiter. Man kann hinter die Fassade schauen.
Auch mit Jende und Neni verhält es sich so. Gerade Jende wirkt anfangs blaß und charakterlos, ohne Rückrat. Da haben mich die Passagen mit Neni noch wesentlich mehr angesprochen.
Aber wie das in einer guten Geschichte sein soll, verändern sich die Figuren.
Das Erlebte macht etwas mit ihnen, auch wenn dann der eine oder andere Charakterzug nicht mehr symphatisch für mich ist.
Die Autorin versteht es meiner Meinung nach auch sehr gut, die verschiedenen Sichtweisen plausibel darzustellen, so dass man nicht mehr weiß,auf wessen Seite man steht.
Die Geschichte geht auch in eine Richtung, die ich anfangs nicht vermutet habe, was ich bereichernd fand. Denn dieses Schema F vom Beginn hat mich doch eher gelangweilt.

Letztendlich hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn es etwas gedauert hat mein Interesse zu wecken. "Das geträumte Land" zeigt vor allem auf , was dieser Traum, auf Teufel komm raus in Amerika leben zu wollen mit den Menschen macht. Was sie aufgeben müssten um diesen Traum zu leben.
Doch daneben macht es auch Hoffnung. Es zeigt dass man aus allem etwas positives ziehen kann.