Rezension

Der Trip

Das Licht
von T. C. Boyle

Bewertet mit 3.5 Sternen

Doktorand Fitz ist live dabei als der berüchtigte Professor Tim Leary seine Bewusstseinsexperimente aufnimmt. Mithilfe von LSD soll allerdings nicht nur das Bewusstsein erweitert werden, sondern auch die Gesellschaft und ihre Zwänge in Frage gestellt werden. Fitz und seine Frau Loanie verlieren sich immer mehr in den Experimenten, die bald eher einem einzigen großen Trip gleichen als seriösen Forschungen.

T.C. Boyle nimmt sich in diesem Roman die wahren Ereignisse rund um Learys Forschungen in den 1960ern vor. Davon hatte ich grob gehört, aber keine genaue Vorstellung. Zu Beginn war ich wirklich sehr angetan von Boyles Schilderungen, die Experimente wirken fast schon zu fantastisch; sind aber alle so durchgeführt worden. Sowohl das Leben in Harvard, als auch die Entwicklungen in Mexiko und später Millbrook werden in psychedelisch bunten Farben geschildert, Boyle hat eine scharfe Beobachtungsgabe und das macht beim Lesen großen Spaß. Auch die Charaktere, allen voran das fiktive Ehepaar, sind sehr genau gezeichnet; Leary taucht zwar immer mal wieder auf, bleibt aber doch etwas verschwommen. Ab einem gewissen Punkt hatte ich irgendwie genug vom nächsten Trip, von der nächsten Partnertauschaktion und dem nächsten Morgen danach. Da wäre mir weniger lieber gewesen, die Handlung hat durch die Wiederholungen eher gelitten als neue Einsichten gewonnen. Trotzdem hat mir „Das Licht“ ganz gut gefallen, es gibt spannende Einblicke in die Welt der etwas skurrileren Forschungen und schickt den Leser auf einen bunten Trip; ganz ohne Nebenwirkungen.