Rezension

** Der Übermensch **

Der Menschenmacher - Cody Mcfadyen

Der Menschenmacher
von Cody Mcfadyen

Bewertet mit 4 Sternen

 Meine Erwartungen an die Werke dieses Autors sind sehr hoch. Das liegt daran, dass ich von den ersten Büchern – besonders von „Die Blutlinie“ total begeistert war. Ich habe es im Vorfeld noch nie erlebt, dass mich ein Autor mit der Geschichte so fesseln und schocken konnte, wie der Amerikaner es damit getan hat. Insoweit waren auch wieder meine Erwartungen an „Menschenmacher“ sehr hoch.

Der wohl größte Unterschied zu den bisherigen Thrillern des Autors liegt auf der Hand. Bei „Menschenmacher“ dreht sich die Storyline erstmals nicht um Agentin Smoky Barrett, sondern um drei völlig andere Personen. Ich gehe davon aus, dass der Autor mal etwas Neues ausprobieren wollte.

Das erste Drittel empfand ich als äußerst spannend und fesselnd. Hier wird der Leser mit den drei Hauptfiguren – mit David, Allison und Charlie vertraut gemacht, bzw. man kann lesen, wie die Personen unabhängig voneinander von einem Unbekannten kontaktiert und bedroht werden. Dies geschieht über eine schockierende Videobotschaft, die den drei sonst abgehärteten Adoptivgeschwistern Angst und Schrecken in die Knochen jagt. Man erhält bereits erste Eindrücke, bzw. Zeitsprünge in die Vergangenheit, bei denen man erfährt, was die drei in ihrer Kindheit durchleben mussten.

Das zweite Drittel befasst sich hauptsächlich mit besagter Kindheit der drei. Diese werden abgewechselt durch Kapitel in der Gegenwart, in denen David, Allison und Charlie alles tun, um ihre Lieben zu retten und herauszufinden, wer hinter den Bedrohungen steckt. Die Kapitel, die sich mit den Tagesabläufen und den grausamen Misshandlungen aus der Kindheit befassen, waren für meinen Geschmack teilweise zu langatmig. Zwar waren die Geschehnisse erschreckend und die Handlungen des Adoptivvaters sehr brutal, aber die Spannung und die Überraschungseffekte fehlten mir hier schon ziemlich.

Außerdem störten mich zeitweise die vielen Äußerungen/Vorträge des „Vaters“, die meines Erachtens schon sehr anspruchsvoll waren. Man musste sich beim Lesen schon konzentrieren, um den merkwürdigen Ausführungen – die natürlich fern ab von jeglicher Realität waren – folgen zu können. Hierbei ging es vor allem um biblische Inhalte und um die persönlichen Idealvorstellungen von einem Menschen aus Sicht des „Vaters“.

Das letzte Drittel von „Menschenmacher“ nimmt dann wieder deutlich an Spannung auf. Die letztendliche „Auflösung“ der ganzen Geschichte konnte mich jedoch leider nicht völlig überzeugen, für mich war das Ganze ein wenig weit her geholt.

Die Personen, die in dem Buch vorkommen, insbesondere die drei Hauptcharaktere werden vom Autor sehr gut vorgestellt und man hat so als Leser die Möglichkeit, sich von jeder Person ein eigenes Bild zu machen. Jede der drei Hauptcharaktere hat eine eigene, ganz spezielle Persönlichkeit, dessen Entwicklung für den Leser nachvollziehbar scheint. Jeder Mensch kompensiert schlimme Kindheitserinnerungen wahrscheinlich anders, so dass man nicht grundsätzlich sagen kann, dass man als Erwachsener dann aggressiv oder gar verstört endet.

Alles in allem hat mir der Thriller „Menschenmacher“ ganz gut gefallen, hat mich jedoch nicht vollends begeistert. Meiner Meinung nach hätte der Autor noch deutlich mehr Spannung in die Story hineinlegen können. Eine Weiterempfehlung spreche ich dennoch aus und ich werde auch in Zukunft weitere Werke von Cody McFadyen lesen.