Rezension

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Der Verlust der Leichtigkeit

Zorn - Wo kein Licht - Stephan Ludwig

Zorn - Wo kein Licht
von Stephan Ludwig

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Ein Selbstmord, der vielleicht doch keiner ist, ein Riesenunfall auf der Autobahn mit einem Flüchtigen, zur Krönung ein Anschlag auf das Leib und Leben der Teilnehmer am Polizeiball, alles garniert mit verschwundenen Menschen, Claudius Zorn weiß gerade nicht so recht, welchen Brand er da zuerst löschen soll. Nur eins weiß er, irgendwie scheint alles zusammenzuhängen, doch keiner nimmt ihm das ab. Schröder köchelt auch sein eigenes Süppchen und überhaupt, was ist mit ihm los? Wieso wird er auf einmal so aufmüpfig? Bahnt sich da eine Revolte an? Das kann Zorn nicht einfach so hinnehmen, doch was soll er tun?

Hinzu kommt das manchmal etwas seltsame Gebaren der ansonsten steinharten Staatsanwältin, die bei einer bestimmten Person offenbar ihren Durchblick verloren hat, Zorns immer blanker liegende Nerven, Schröders Privatleben, dass einem nun sehr offen gelegt wird und man ihn mit anderen Augen sehen mag. Alles in allem viel Aufregung und interessante Wendungen und Auflösungen. Man darf sich stellenweise fragen, ob es aus dem ganzen überhaupt wirklich einen Ausweg gibt und ob dieser Weg nicht mit noch mehr Toten und Verletzungen gepflastert sein wird.

Ob Zorn zu alter Stärke findet und Schröder sich endlich mal behauptet, das muss sich zeigen!

Meine Meinung:

Der Verlust der Leichtigkeit

Das war er nun, mein dritter „Zorn“. Darauf gefreut habe ich mich sehr. Vom ersten Band an war ich eingenommen, für den koddrig-schnoddrigen, zu viel rauchenden Zorn und den dicken, hochintelligenten Schröder. Und eben auch für die Art und Weise, in der Stephan Ludwig einen deutschen Krimi virtuos gestrickt hat, ohne langweilig zu sein, ohne mit jemand anderem einen Vergleich scheuen zu müssen. Und nun das. Zorn und Schröder haben Hintergründe! Verletzungen an der Seele! Oh mein Gott! Wollte ich das so genau wissen? Lesen? Eigentlich…also so wirklich…nein, tut mir leid. Mir war es zu viel! Zu viel Herzschmerz. Zu viel verletzte Seele, zu viel Mitleid hervorrufendes. Ich für meinen Teil mochte Zorn und Schröder so, wie sie waren! Ich wollte nicht auf einmal, dass es menschelt, nicht hier in den Büchern. Nun ist für meine Begriffe das lockere, fluffig leichte weg. Der beißende Humor. Ja, auch wenn Zorn gemein zu Schröder war, ihn ausgenutzt hat, Schröderchen hatte seine Sternstunden, die nun aber untergehen und man nicht Spaß hat, sondern denkt „Du hast es verdient! Tschacka! Mach weiter so! Du bist unser Held!“ So weichgespült, nein, das gefällt mir nur halb!

Interessant ist die Rolle der Staatsanwältin und die Verstrickung mit ihrem Lover, ich nenn ihn jetzt mal einfach so. Da ist ja klar, dass es zu bösen Interessenskonflikten kommt, sie als toughe Frau angreifbar wird. Da darf man gespannt sein!

Was die Fälle angeht, es fing wirklich gut an. Heftig, der Anschlag auf dem Polzeifest, damit hatte ich nicht gerechnet. Das war ein guter Schachzug!

Auch, dass Schröder mit seinem niegelnageneuen Auto gleich in etwas gerät, was noch relevant sein wird, gut ausgedacht.

Und was den Humor angeht: Ja, er blitzt hervor, aber wie oben beschrieben, es gab einfach zu vieles, was mich abgelenkt hat, mich hat stutzig werden lassen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es im nächsten Teil vielleicht wieder aufwärts geht. Oder halt abwärts, was die Nettigkeiten zwischen Zorn und Schröder angeht! Wie mans halt nimmt!

Fazit:

Zorn und Schröder auf gefühlsmäßigen Abwegen, so kommt es mir vor. Einblicke in persönliche Hintergründe, die man vielleicht nicht zwingend in der vorliegenden Intensität haben möchte und wenn doch, der Krimistoff ist natürlich auch noch da, zum Teil auch mit dem beißenden Humor, den man von den Vorgängerbänden gewohnt ist. Aber gebremst, wie ich finde. Deswegen gibt’s von mir ein Nilpferd abgezogen und die Hoffnung, dass der nächste Zorn wieder der alte ist J

Bewertung: 4 von 5 Nilpferden

Danke an Fischer und CrimeThrill für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!