Rezension

Der Vorhang ist gefallen ...

Timmy Quinn - Nemesis. Bd.3 - Kealan P. Burke

Timmy Quinn - Nemesis. Bd.3
von Kealan P. Burke

Bewertet mit 5 Sternen

... und die Wiedergänger gelangen nun ungehindert in die Welt der Lebenden, um an ihnen Rache zu nehmen. Tim und seine große Liebe Kim, die sein Kind unter dem Herzen trägt, wollen den Puppenspieler, der alle Fäden zieht, finden und aufhalten. Doch dabei steht nicht nur ihr eigenes Schicksal auf dem Spiel, sondern das der ganzen Welt. Gelingt es ihnen, den Wanderer zu stoppen und die Grenze zwischen den Toten und Lebenden wieder zu errichten? Und welchen Preis müssen sie zahlen?

+++ Hinweis: Es handelt sich hier um die Besprechung von Band 3 (im Original Band 5) der Timmy Quinn-Reihe. Bezüge zu den vorigen Bänden sind deshalb nicht ausgeschlossen. +++

Leseeindruck

Mit "Nemesis" führt Kealan Patrick Burke die Reihe um Timmy Quinn einem großen Finale zu, das es in sich hat. Lange mussten wir hier in Deutschland auf den letzten Band warten, doch das Warten hat sich gelohnt, denn der Autor schafft einen wirklich grandiosen Abschluss. Ihm gelingt etwas, das nicht selbstverständlich ist: Er hält das Niveau der Reihe in jedem Band aufrecht, verheddert sich zu keiner Zeit und löst die Geschichte nicht nur logisch, sondern auch mit einem Wow-Effekt auf. Chapeau!

Auf den Inhalt gehe ich nicht detaillierter ein, vielmehr möchte ich mich dem Handwerksgeschick des Autors zuwenden, das meines Erachtens einen nähreren Blick wert ist.
Den letzten Band der Reihe baut Burke wie ein klassisches Drama auf, indem er ihn in drei Akte unterteilt: Die Darsteller - Der Vorhang - Die Bühne. Einen Prolog stellt er voran, der sehr wichtig für die Geschichte ist. Zunächst war ich etwas verwirrt, da Burke sowohl in den Zeiten, als auch bei den Figuren springt und man nicht immer gleich den Zusammenhang erkennt. Außerdem führt er viele neue Charaktere ein und allesamt tragen sie wesentlich zur Handlung bei. Keine leichte Lektüre, doch Burke komponiert sein Stück meisterhaft, verknüpft letztendlich die losen Fäden (auch aus den Vorgängerbänden) Stück für Stück und vernachlässigt die Charakterentwicklungen zu keiner Zeit. Dabei bedient er sich eines flüssigen Schreibstils, der präzise und schnörkellos ist aber oft bis ins Mark trifft. Er schreibt sehr plastisch, lässt dem Leser dennoch genug Raum für die eigenen Eindrücke und Gefühle. Indem er Bilder in die Köpfe der Leser setzt, die nachhaltig und eindrücklich sind, ist es fast so, als trete er in einen direkten Austausch mit dem Leser. Das Ergebnis ist ein intensives Leseerlebnis.

Die Story (um Timmy Quinn) selbst ist mehr als gelungen und zählt definitiv zu meinen Favoriten in diesem Genre, das genau zu definieren gar nicht so leicht ist. Es ist eine intelligente Horrorgeschichte mit tollen Settings, die aber zu keiner Zeit seicht ist. Burke spielt mit dem Leser auf faszinierende Art und Weise, er macht konkrete Andeutungen, lenkt und lotst, driftet aber niemals vom Wesentlichen ab. Alles, was er schreibt hat eine wichtige Bedeutung für die Auflösung der Geschichte und mit diesem Wissen sollte man sich der Lektüre widmen. In Timmy Quinn geht es aber nicht nur um einen Jungen (später jungen Mann), der die Toten sehen kann und ihnen durch seine Gabe, die Rache an den Lebenden ermöglicht. Vielmehr ist es eine Geschichte, die von der Liebe zwischen einem Vater und seinem Kind oder aber von dem Hass innerhalb einer Familie erzählt. Es geht um Rache, verlorene und ergriffene Chancen und Träume, um Vergebung und Reue und um Aufopferung. Und so erzählt Burke viele Geschichten in einer - er tut dies mit Humor, mit Tiefe, mit Brutalität und mit Liebe und schafft so eine große Geschichte, deren Ende vielleicht auch ein Anfang ist.

Fazit

"Nemesis" ist der finale Band der Reihe um Timmy Quinn, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Ich habe bei keinem der Bände etwas auszusetzen. Wer eine intelligente und komplexe düstere Geschichte mit einem tollen Schreibstil lesen möchte, der macht hier Nichts falsch.