Rezension

Der Vorteil dieser besonderen Erzählweise könnte auch als Nachteil angesehen werden.

Aus der Mitte des Sees -

Aus der Mitte des Sees
von Moritz Heger

Bewertet mit 4 Sternen

Abtauchen in die Gedankenwelt eines Mönchs

Wir begleiten Lukas, einen ca. 40 - jährigen Mönch, nicht nur durch die Geschichte, wir sind gewissermaßen in seinem Kopf. Dadurch, dass der Leser in Lukas‘ Gedankenwelt eintaucht, ist es einerseits ein sehr intensives Leseerlebnis, andererseits hindert es auch daran, über Lukas‘ Gedanken hinaus die erzählte Geschichte zu beobachten und Aspekte, die ihn zum Nachdenken anregen, selbstständig umfangreich zu erfassen und bewerten zu können. Gleiches gilt für die Charaktere, die daher teilweise sehr blass und einseitig wirkten. 

Trotzdem ist dieses Buch erfrischend anders, weil es sich von anderen Geschichten aus der Perspektive des Ich - Erzählers absetzt: 

Die Erlebnisse und Gespräche, die Lukas zum Nachdenken bewegen, umfassen einen Zeitraum von lediglich 14 Tagen. Der Leser lässt sich meistens durch seine Monologe tragen, aber es gibt auch Unterhaltungen, die er gedanklich in wörtlicher Rede wiedergibt oder die Menschen, über die er gerade nachdenkt, in seinem (manchmal abstrusen) Gedankenkarussell direkt anspricht. Und die Informationen, die der Leser erhält, sind somit logischerweise nicht allumfassend, was viele Leser sicherlich nicht glücklich macht und verwirrt zurücklassen könnte.

Die Erzählung ist ein kleines Kunstwerk, in dem es meiner Ansicht nach nicht um das Erörtern von Aspekten und Hintergrundinformationen geht, sondern vielmehr um den Prozess von Gedanken an sich.