Rezension

Der Weg des Windes

Das Wörterbuch des Windes - Nina Blazon

Das Wörterbuch des Windes
von Nina Blazon

Bewertet mit 4 Sternen

Es sollte eine Versöhnungsreise werden. Doch ausgerechnet mitten in der isländischen Wildnis muss Bankerin Swea erfahren, dass Eheman Henrik, ein bekannter Künstler, sie erneut betrügt. Kurzerhand lässt sie ihn stehen und rast mit dem Mietwagen davon. Leider endet ihre Fahrt im Straßengraben. Einar, ein isländischer Lehrer, der kürzlich aus Deutschland in seine Heimat zurückgekehrt ist, sammelt sie auf. Aufgenommen in seinem Haus lernt sie nicht nur den schweigsamen Einar, sondern auch dessen Untermieter Jón und Islandstute Houdini näher kennen. Doch ähnlich wie Swea scheinen alle Bewohner des malerischen Sommerhauses eine schwere, geheimnisvolle Vergangenheit mit sich zu tragen. Und gibt es dort tatsächlich nur Lebende, oder verbergen sich hinter verschlossenen Türen noch viel größere Geheimnisse?
Mit ihrem beinahe poetischen, bildhaften Stil hat mich Nina Blazon wie immer verzaubert. Etwas gestört hat mich diesmal, dass Haupt-Ich-Erzählerin Swea an wenigen Stellen unvermutet von Einar mitten im Kapitel ohne weitere Kennzeichnung abgelöst wird. Ich bin immer noch Fan des alten Schriftsteller-Grundsatzes, die Perspektive nicht mitten im Kapitel zu wechseln. Zudem ist Sweas Geschichte so lebensprall, dass ich Einar nicht unbedingt gebraucht hätte. Oft war ich fast sprachlos, wie sehr sich Swea, eigentlich selbst ambitionierte Künstlerin, für ihre Familie und ihren Mann aufgegeben hatte. Insofern ist sie mir etwas fremd geblieben. Umso faszinierter war ich aber, Swea dabei zu folgen, wie sie versucht, Stück für Stück zu werden wie der Wind - ebenso ungebunden und flexibel wie er. Und am liebsten hätte ich sofort mein Köfferchen gepackt, um Island selbst zu bereisen. Bitte noch mehr davon!