Rezension

Der Weg zurück aus dem Krieg durch die Augen von Tomas Piety

Priest of Bones - Peter McLean

Priest of Bones
von Peter McLean

Bewertet mit 4 Sternen

"Priest of Bones" ist ein spannender Fantasy-Roman. Ich fand vor allem das Setting sehr interessant, denn oftmals liest man in Romanen von Helden die erfolgreich in Schlachten und Kriegen kämpfen und dann als Sieger hervor gehen und dann endet der Roman. "Priest of Bones" setzt genau dort an, wo andere Romane enden. Die "Kriegshelden", ein verstörter Trupp Soldaten, kehren in ihre Heimat zurück und müssen sich der Realität gegenüberstellen, dass ihre Heimatstadt im Elend versunken ist und neue Machtverhältnisse in ihrer Abwesenheit entstanden sind.

Wie gehen sie damit um? Tomas Piety, der Protagonist der Gruppe hatte vor dem Krieg mehrere florierende Geschäfte, u.a. ein Bordell, ein Spiel-Casino und Tavernen, die er nun zurückerobern will. Dafür nimmt er eine Handvoll seiner Soldaten aus Kriegszeiten mit. Es ist sehr spannend zu lesen, wie Tomas sich einerseits in der Stadt behaupten muss, aber auch für Ordnung unter seinen Männern sorgen muss, denn nicht alle haben den Krieg ganz unbeschadet überlebt und einige leiden noch am "Schlachtenkoller". Konkurrenz innerhalb der Gruppe ist ebenfalls ein Thema.

Gut gefallen hat mir, dass die "nackte Realität" aufgezeigt wurde, d.h. das Kriegshelden auch gleichzeitig Verbrecher sein können und der Bandenboss Tomas ein Erpresser ist, der aber auch gleichzeitig einen moralischen Kompass hat und für seine Leute sorgt.
Gerade die sich schnell verändernden Machtverhältnisse in der Stadt aber auch in der Gruppe fand ich sehr spannend.

Die Sprache des Romans ist sehr krass und direkt, mit Zitaten wie „heiliges Nonnenfötzchen“ (S. 24) oder „Hättest du gerne Jemanden zum Ficken, Kant?“ (S.18). Wer also ein Problem mit krassen Ausdrücken in Romanen hat, könnte sich an der einen oder anderen Stelle am Roman stören.
Hin-und wieder haben mich die repetitiven Sätze gestört, die sich immer wieder durch den Roman gezogen haben, denn Tomas sinniert sehr oft darüber, wie unterschiedlich der Führungsstil seines Bruders zu seinem eigenen ist.

Vom Titel und dem ersten Leseabschnitt hatte ich mir die Priester-Rolle etwas anders vorgestellt, da angedeutet wurde, dass Tomas' ein Priester sei. In Wahrheit hat er das Priesteramt nur angenommen, da der Geistliche seiner Truppe verstorben ist und seine Rolle als Priester besteht hauptsächlich darin, die Beichte abzunehmen, aber so richtig glaubt er selbst nicht an die Göttin. Das fand ich ein wenig schade, weil ich mit einem verrücktem Fantasy-Priester gerechnet hatte, der vielleicht die ein-oder andere Fähigkeit erhalten hat.
Tatsächlich stand vor allem die Strategie und der Kampf um Macht im Vordergrund und klassische Fantasy-Elemente wie Magie haben eher eine zweitrangige Rolle gespielt und wurden durch "Billy the Boy", einen Jungen mit Kräften, verkörpert, der allerdings einen Großteil des Romans gar nicht anwesend war.

Abzüge gab es für mich, da ich die Welt etwas diffus und nicht komplett definiert war. In Fantasy-Welten gefällt es mir, wenn die Welt komplett durchdacht ist. Die Geschichte beschränkt sich aber auf den Mikrokosmos "Ellinburg", bzw. die Stadt in der die Pious Men unter Tomas Piety ihre Geschäfte erledigen, was auch für den Roman stimmig und sinnvoll ist, trotzdem hätte ich gerne noch Informationen darüber gehabt, wo genau Skanien an das Land angrenzt und gegen wen genau das Land eigentlich gekämpft hat (und warum?) denn der Krieg ist ja schon ein zentrales Thema des Romans. Teilweise waren es für mich auch ein wenig viele Charaktere, sodass es schwierig war z.B. zu "Grieg" oder "Simple Sam" eine Beziehung aufzubauen, da der Fokus doch eher auf Tomas, Jochan und Bloody Anne lag.

Insgesamt hat der Roman mir aber gut gefallen und ich fand ihn anders als die Romane, die ich sonst so lese.