Rezension

Der Widerstand gegen die Umwandlung geht weiter

Vollendet - Die Wahrheit - Neal Shusterman

Vollendet - Die Wahrheit
von Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Ein gelungenes Finale

Die Vereinigten Staaten in nicht allzu ferner Zukunft: Teenager, die ihren Eltern Ärger machen, können sofort aus der Gesellschaft ausgestoßen werden. Sie werden zur „Umwandlung“ freigegeben und somit zu kompletten Organspendern. Der Prozess ist unumkehrbar, niemand kann entkommen. Doch Connor und Risa versuchen es trotzdem. Sie erhalten einen Organdrucker, der die Umwandlungen bald überflüssig machen könnte. Das einzige Exemplar wird allerdings bei einem Unfall zerstört. Connor und Risa werden geschnappt. Ist ihre Hoffnung auf ein gemeinsames Leben damit endgültig vorbei?

„Vollendet – Die Wahrheit“ ist der vierte und zugleich letzte Teil der „Vollendet“-Reihe von Neal Shusterman.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus sechs Teilen und insgesamt 81 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Vorangestellt ist eine Begriffserklärung, die mit „An alle Beamten und Ordnungskräfte der Jugendbehörde“ überschrieben ist. Immer wieder sind Abschnitte eingestreut, die mit „Werbung“ oder „Radiosendung“ markiert sind. Erzählt wird kapitelweise aus unterschiedlichen Sichtweisen, wobei der Name der Person jeweils am Kapitelanfang genannt wird. Die Orientierung in der Geschichte ist daher nicht schwer, der Aufbau durchdacht.

Der Schreibstil ist – wie von Shusterman gewohnt – anschaulich, lebhaft und fesselnd. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Wieder einmal hat es der Autor geschafft, dass ich das Buch nur ungerne zur Seite gelegt habe.

Auch ohne die Vorkenntnisse aus den drei Vorgängerbänden lässt sich der vierte Teil verstehen, also auch unabhängig lesen, weil die Begriffserklärungen zu Beginn einen Überblick geben. Dazu würde ich jedoch nicht raten, weil es sich lohnt, alle vier Bücher zu kennen.

Mit Connor und Risa treffen wir alte Bekannte aus den ersten Bänden wieder. Ich habe mich gefreut, ihre Geschichte weiterverfolgen zu können. Mit ihnen und den anderen habe ich intensiv mitgefiebert. Auch andere alte „Bekannte“ tauchen wieder auf. Darüber hinaus werden Charaktere eingeführt, von denen man bisher nichts gelesen hatte. Auch dieses Mal hat mir die Mischung unterschiedlicher Personen gut gefallen.

Im Laufe des Romans kann der Autor erneut mit einigen Überraschungen aufwarten. Im vierten Teil wird es wieder sehr spannend. Die Lektüre bleibt daher – trotz der mehr als 500 Seiten ­– kurzweilig und unterhaltsam.

Ein großer Pluspunkt des Romans ist das geschilderte Zukunftsszenario. Die Idee der Umwandlung wird im abschließenden Band der „Vollendet“-Reihe konsequent weiterverfolgt und ausgebaut. Das Thema der erzwungenen Organ- und Körperteilspende sorgt für eine interessante Geschichte, die in diesen Tagen, in denen am 3D-Druck von Organen aus Zellen emsig geforscht wird, nichts an Aktualität eingebüßt hat. Im Gegenteil. Obwohl das amerikanische Original bereits 2014 veröffentlicht wurde, passt die Handlung sehr gut in die heutige Zeit und beweist, dass das Szenario nicht ganz so abwegig ist, wie man zunächst meinen könnte. Diese gesellschaftskritische Komponente hat mir sehr gut gefallen. Sie regt zum Nachdenken an.

Das dunkle Cover mit dem Gesicht lehnt sich an die Optik der übrigen Bände der Reihe an und passt inhaltlich ganz gut. Der deutsche Titel weicht deutlich vom amerikanischen Originaltitel („Undivided“) ab, ist aber dennoch angemessen.

Mein Fazit:
Mit „Vollendet – Die Wahrheit“ hat Neal Shusterman ein gelungenes Finale der Reihe vorgelegt, das mich fesseln und sehr gut unterhalten konnte. Eine Lektüre, die nicht nur für jugendliche Leser und Science-Fiction-Fans empfehlenswert ist. Es war nicht das erste Buch des Autors, das ich bisher gelesen habe, und wird mit Sicherheit nicht das letzte bleiben.