Rezension

Der wissenschaftliche Disput rückt in den Hintergrund

Und Marx stand still in Darwins Garten - Ilona Jerger

Und Marx stand still in Darwins Garten
von Ilona Jerger

Bewertet mit 4 Sternen

In dem Debutroman „Und Marx stand still in Darwins Garten“ von Ilona Jerger geht es um das Leben und Denken des Evolutionsbiologen Charles Darwin und dem Ökonomen Karl Marx im hohen Alter. Ende des 19. Jahrhunderts leben die beiden nur wenige Meilen entfernt voneinander in Großbritannien und ihre Verbindungsglied ist der Arzt Dr. Thomas Beckett, der nicht nur versucht ihre Leiden zu heilen, sondern auch mit ihnen wissenschaftliche Diskurse führt.

Auf dem Cover des Buches laufen zwei ältere Personen zusammen in die Blickrichtung des Betrachters. Die Assoziation zu dem Zusammentreffen der beiden Hauptfiguren ist sofort gegeben, welche in dieser Form jedoch leider nicht so wie erwartet stattfindet.

Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit Charles Darwin, seiner Forschung und seinen Gebrechen. Wobei der Hauptaspekt hier deutlich auf den Gebrechen liegt und das Buch gefühlt nur aus Arztbesuchen besteht. Ich hätte mir bei Darwin mehr Einblick in seine großen Theorien gewünscht, die wirklich die Welt bewegten. Obwohl diese auch interessant sind, waren das sicherlich nicht die Regenwürmer. Weitaus weniger Aufmerksamkeit bekommt Karl Marx, wobei auch hier die Gebrechen im Vordergrund stehen. Man erfährt zwar etwas über seine Geschichte (ursprünglich Jude, lebt im Exil), aber kaum etwas über die Theorie aus „Das Kapital“.

Der heimliche Protagonist dieses Buches ist der Arzt Doktor Beckett. Er ist seiner Zeit voraus und versucht sich an ganzheitlichen Therapien, die Medikamente, Naturheilverfahren und psychologische Betreuung umfassen. Es führt sowohl mit Darwin als auch mit Marx Gespräche über die ihre Gedanken und die Theorien des jeweils anderen. Leider ist es nicht Dr. Beckett der das Treffen der beiden arrangiert.

Inhaltlich hätte ich mir gerne mehr über die Gedanken und Theorien der beiden gewünscht, die wirklich die Welt bewegten. Wäre das Zusammentreffen nicht nebensächlich in einem Kapitel abgehandelt worden, sondern der Hauptaspekt des Buchen gewesen, dann wäre es sicherlich zu interessanten Gesprächen und hitzigen Disputen gekommen.

Die Autorin weist einen klaren und sehr gut lesbaren Schreibstil auf. Das Buch ist ein ruhiges Buch, das weniger von Handlungen geprägt ist, als vielmehr von Dialogen und Arztbesuchen.

Ich bin nicht mit einer zu hohen, sondern einfach einer falschen Erwartung an das Buch gegangen. Ich erwartete ein Buch gefüllt mit Dialogen von Marx und Darwin, die viel Einblick in deren Theorien und sonstige Weltansichten geben. Bekommen habe ich ein Buch über das Privatleben der beiden. Der erwartete Spagat zwischen historischen Fakten und Unterhaltung ist dadurch nicht besonders gut gelungen. Dennoch handelt es sich bei dem Buch um ein sehr unterhaltsames und für mich auch kurzweiliges Lesevergnügen, das eher für Jugendliche und jüngere Erwachsene mit weniger Hintergrundwissen in Bezug auf Darwin und Marx geeignet ist.