Rezension

Der Zauber der Musik in einer dunklen Ära - großartiger, emotionaler Pageturner

Die Violinistin von Auschwitz -

Die Violinistin von Auschwitz
von Ellie Midwood

Bewertet mit 5 Sternen

Inspiriert von der österreichischen Geigenvirtuosin Alma Rosé und späteren Leiterin des Frauenorchesters von Birkenau erzählt die Autorin auf ergreifende und erschütternde Weise die Geschichte einer Frau, die so viel Mut bewiesen und sich auf eine besondere Art den Respekt von Mitgefangenen und Mitarbeitern des KZs verdient hat.

Ich brauchte tatsächlich ein paar Tage, um die Geschichte zu lesen und wirken zu lassen. Ich hab schon viele gelesen, von denen ich begeistert bin und die mir sehr nahe gingen. Eine dunkle Epoche, in der auch in diesem Buch nichts beschönigt wird und Personen aufgreift, die an Grausamkeit und Idealismus nicht zu übertreffen waren.

Almas Leidenschaft gehört der Musik, mit ihrem berühmten Vater stand sie auf vielen Bühnen und war eine gefeierte Virtuosin. Doch als Volljüdin gelangt sie nach Auschwitz und nur einer Aufseherin, die ihr Talent erkennt, ist es zu verdanken, dass sie als Kapo (Funktionshäftling) in Birkenau eingesetzt wird und ein Mädchenorchester aufbauen soll, dass zur Unterhaltung der SS Offiziere dient.

Almas Rolle ist so spannend, ihr Mut, ihre Tapferkeit und ihr teils raffiniertes Vorgehen sorgt dafür, dass sie für sich und ihre Mädchen Vergünstigungen einfordern kann, doch immer schwebt die Gefahr, bei dem kleinsten Vergehen in die Gaskammern zu wandern. Immer wieder kommt es zu Vorfällen, Krankheiten, Wechseln von Vorgesetzten - was den alles entscheidenden Auftritt zu Fall bringen könnte.

Was mich erstaunt hat, dass trotz aller Gräuel, aller geschilderten Abläufe und Vorgänge, die einem etliche Gänsehaut verschaffen, auch schöne Momente geschildert werden. Wärter, Leiterinnen und Kommandanten, die auch freundlich gesinnt waren und mit Alma verhandelt haben und für einige Überraschungen gesorgt haben. An einem Ort unendlicher Qual und vielem Leid gab es tatsächlich auch Passagen, wo gelacht wurde, wo Alma und ihre Gruppe auch entspannte und schöne Momente erlebt hat.

Dennoch schwingt gerade bei Alma zu allem Mut, einem gewissen Sarkasmus und Galgenhumor auch immer eine gewisse Melancholie mit, weil sie zerrissen ist von dem Druck, der auf ihr lastet, nicht nur aufgrund der Verantwortung für die Mädchen, sondern weil ständig ein Katz und Maus Spiel herrscht und einige Kommandanten, insbesondere der Arzt Dr.Mengele, nicht umsonst Todesengel genannt, ein perfides Spiel spielen und gerade Alma oftmals hautnah die zwei Seiten der führenden Persönlichkeiten erlebt. Ein Gefühlschaos, nicht nur bei Alma und ihren Mädchen, sondern auch beim Leser und was mir unglaublich gut gefallen hat, dass das ganze noch verbunden war mit einer so besonderen Liebesgeschichte, die mir unglaublich nahe ging, gefühlvoll, echt und bezaubernd geschildert.

In dieser Art habe ich noch kein Buch gelesen und auch im Nachwort nimmt die Autorin nochmal Bezug auf ihre Quellen, auf die Persönlichkeiten, die alle tatsächlich existiert haben, so dass diese wahre Geschichte mit wenigen fiktiven Abweichungen auskam.

Es ist ein Pageturner, ein Buch, das unglaublich nachhallt, absolut lesenswert ist und einer dunklen Ära mit dem Zauber der Musik eine Leichtigkeit verschafft und hilft, trotz aller Leiden, trotz aller Grausamkeit noch ein wenig Freude und Zuspruch zu schenken. Musik verändert und beeinflusst, das zeigt dieser Roman auf großartige, geniale Weise und für mich ein weiteres Highlight.