Rezension

Der Zauber von Rom

Der letzte Sommer in der Stadt -

Der letzte Sommer in der Stadt
von Gianfranco Calligarich

Bewertet mit 3 Sternen

Dem Zauber der Stadt Rom sind schon viele verfallen- ich auch, und deshalb interessierte ich mich sofort für Gianfranco Calligarichs Roman „Der letzte Sommer in der Stadt“, welcher schon 1973 erschienen ist und seither kurioserweise schon zwei Mal mit Neuauflagen wieder aus der Versenkung geholt werden musste.
Calligarich, Jahrgang 1947, könnte diesen Roman durchaus mit autobiografischen Begebenheiten gefüllt haben, denn er war, wie sein Protagonist Leo Gazzarra, Journalist und Drehbuchautor, kam aus Mailand und hat das Rom der 1970 er Jahre wahrscheinlich in aller Fülle genossen.
Der anfängliche Zauber des Romans speist sich aus der wunderbaren Beschreibung der göttlichen Stadt. Man riecht, sieht und fühlt das Ambiente, denn Rom ist ewig und so funktioniert das Flair der 70 er Jahre teilweise auch noch heute.
Calligarichs Hauptfigur Leo ist ein unsteter Charakter, der aus dem von ihm gehassten Mailand geflohen ist, um in Rom sein Glück zu finden. Leider gehören zu seinen Freunden und Bekannten in der Stadt auch zuallererst verkrachte Existenzen. So bekommt Leo zwar eine Wohnung überlassen, kauft den Wohnungsgebern ihren alten Alfa ab, kann aber in keinem Job verweilen oder auch nur annähernd Geld verdienen. Das „Dolce Vita“ aus Schlafen, Trinken, Feiern, Essen, Rumhängen, zieht ihn zu sehr an. Dann trifft er die kapriziöse Arianna, ebenso ziellos und unstet wie er selbst, und die amouröse Katastrophe nimmt ihren Lauf.
Eigentlich passiert nichts. Leider erfahren die Figuren, allesamt Tagträumer und Loser, auch keine Wandlung, was die ganze Geschichte langweilig macht. Muss man das wirklich lesen, wie verantwortungslose junge Menschen in den Tag hinein leben und ihr Leben vergeuden, sich dem Trinken hingeben und sich leid tun? Ganz klar, nein! Wenn nicht Calligarichs wirklich großartiger Stil wäre. Seine trockenen Pointen, seine knappen Dialoge und seine Beschreibung der Stadt sind meisterhaft. Nur leider genügt das nicht, um aus der Geschichte ein Meisterwerk zu machen.
Vielleicht kann man „Der letzte Sommer in der Stadt“ aber auch erst beim Wiederlesen schätzen lernen, genau wie Calligarich schreibt:“ Ein Buch, das dir beim ersten Lesen banal vorkam, kann dich beim zweiten Mal wie ein Blitz treffen, bloß weil du in der Zwischenzeit was Unangenehmes erlebt hast oder eine Reise gemacht hast oder dich verliebt hast. Kurz, weil dir irgendwas passiert ist.“
Wollen wir es hoffen!