Rezension

Desillusionierend

Liebewesen -

Liebewesen
von Caroline Schmitt

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist ein Buch, das von seinen Lesern verlangt sich selbst Gedanken zu machen, das schmerzlich oft schonungslos ehrlich ist und mit dieser Art sicherlich nicht jeden Lesegeschmack trifft.

„Liebewesen“ ist desillusionierend. Es zeigt den Verlauf einer Beziehung brutal ehrlich, ohne Beschönigungen und schafft dabei eine Verbindung zu mir als Leser und meinen eigenen Erfahrungen und Gedanken aufzubauen.

Selten dachte ich mir im Nachhinein, ist ein Cover so passend für eine Geschichte. Ich war von der Titelabbildung zunächst abgeschreckt, doch das Mädchen in rosa Kleidchen und mit Maschinengewehr ist die perfekte Metapher für dieses Buch. Es enttarnt die rosarote, häufig verklärte Liebe als etwas, dass in der Realität und im Alltag zu einem harten Kampf werden kann.

Mit dem Buch durchleben die Leser alle Phasen einer Beziehung. Die Euphorie, aber auch die Zweifel in der Anfangsphase, die schönen und verrückten Momente, ebenso wie die Streits, die Herausforderungen des Zusammenziehens, die Angst verlassen zu werden, das Gefühl einen Menschen bis ins Detail zu kennen. Vieles kennt man auch als Leser und bekommt es hier auf sehr ehrliche Weise auf  gut 200 Seiten destilliert.

Die Botschaft, die dabei bei mir ankommt, ist: jeder hat seine Macken und die Liebe kann und sollte diese nicht ausbessern. Das Buch vermittelt sowohl ein Gefühl der Einsamkeit, dass wir letztendlich doch alleine sind mit unseren Dämonen, Zweifeln und Schmerzen, als auch das Selbstbewusstsein für sich, seine Wünsche und den eigenen Körper einzustehen. Vor allem bei letzterem zeigt das Buch einen sehr weiblichen Blickwinkel auf Selbstbestimmung, der sowohl Verständnis, als auch Mut weckt. So lässt die Geschichte mich abwechselnd deprimiert, verstanden und zuversichtlich fühlen, wühlt mich emotional auf.

Wesentlich dafür, dass die Gefühle ankommen und die Geschichte so authentisch erscheint, ist der Schreibstil. Er ist brutal direkt, aber auch auf eine zynische und sarkastische Weise komisch. Er gibt der Geschichte Leichtigkeit und Bedeutung.

Als ich das Buch zuklappe, sehe ich wieder das Mädchen in rosa Kleid mit Maschinengewehr und denke mir, dass ich ihre Welt verstanden und miterlebt habe. Ich habe das Cover noch eine ganze Weile betrachtet und die Geschichte in mir nachhallen lassen. Es ist ein Buch, das von seinen Lesern verlangt sich selbst Gedanken zu machen, das schmerzlich oft schonungslos ehrlich ist und mit dieser Art sicherlich nicht jeden Lesegeschmack trifft.