Detailreich, gut recherchiert - doch erzählerisch enttäuschend

Furcht
von Bob Woodward

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bob Woodward hat schon über viele US-Präsidenten geschrieben; Trump ist bereits der neunte. Für dieses Buch hat er viele Interviews geführt, Tausende öffentlich zugängliche Berichte durchforstet, um ein möglichst realistisches Bild der chaotischen Zustände im Weißen Haus seit Trumps Machtübernahme darzustellen.

In einer Passage heisst es etwa sinngemäß: Trump kam wann er wollte ins Oval Office; mal um elf, mal um halb zwölf. Davor schaute er sich stundenlang Nachrichten im Fernsehen an. Seine erste Frage war: Was liegt heute an? Er hatte erneut nichts von den Unterlagen durchgelesen, die der Stabschef ihm für den selbigen Tag vorbereitet hatte.

Ist es anfangs noch amüsant, die teils kindischen - jedenfalls nicht alterentsprechenden - Verhaltensweisen des Präsidenten zu lesen, (S. 275: "Als Twitter später ankündigte, die Anzahl [...] pro Tweet von 140 auf 280 zu verdoppeln,...", antwortete Trump "Eine gute Sache, [...], andererseits auch schade, denn ich war der Ernest Emingway der 140 Zeichen.",  wird es mit jeder weiteren Seite erschreckender. Auf Seite 387 lesen wir: "Anfang 2018 waren Trumps Tweets kurz davor, einen Krieg mit Nordkorea anzuzetteln. Die Öffentlichkeit hat nie zur Gänze erfahren, wie groß das Risiko war,...", oder auch, was seine engsten Mitarbeiter über sagten (S. 297: "Er ist ein verdammter Vollidiot" - Tillerson, US Secretery of State bis März 2018). 

Leider verzettelt sich der Autor in diesem Buch; mitunter liest es sich so chaotisch wie Trumps Regierungszeit. Es ist eine nicht chronologische Aneinanderreihung von Tatsachen, Dialogen, Berichten, ohne einen erzählerischen Zusammenhang.

Für die sehr gute Recherche 7/10 Punkte.