Rezension

Detailverliebter Mittelalterkrimi mit Längen

Alchimie einer Mordnacht - Benjamin Black

Alchimie einer Mordnacht
von Benjamin Black

Das Beeindruckendste an dem Roman 'Alchemie einer Mordnacht' von Benjamin Black ist zweifellos sein Schreibstil. 

Er beschreibt alle Dinge, die Umgebung, die Charaktere und Empfindungen bis ins kleinste Detail. Als Leser geht man so neben Christian Stern durch das mittelalterliche Prag. Alles wirkt sehr lebendig aber der Preis dafür ist, dass der Fortgang der Geschichte seitenweise lahmgelegt wird. So dauert es nach dem ersten Wendepunkt, den die Figur Christian Stern mit dem Auffinden der Leiche der Jungfer Kroll erlebt, sehr lange, bis die Geschichte an Fahrt aufnimmt. Wenngleich die tollen Beschreibungen bemerkenswert sind, hätten sie für meinen Geschmack stellenweise etwas zurückhaltender eingesetzt werden dürfen. Wenn mit vielen Adjektiven gearbeitet wird UND nach der Prämisse "Show, don't tell" gearbeitet wird, ist das to much für mich.

Die gewählte Erzählperspektive finde ich wiederum sehr gelungen. 
Banville wählt für seinen historischen Krimi die Ich-Erzählperspektive. 
Der Erzählende (Christian Stern) blickt auf die Ereignisse, die sich im Winter 1599/1600 in Prag zugetragen haben zurück. Dabei spricht er den Leser immer mal wieder persönlich an, - ,,Urteilt nicht zu streng über mich. Ich war jung, kaltschnäuzig und zielstrebig..." - und gibt dabei auch preis, dass er zu der Zeit seines Rückblicks alt ist und an der Küste der Ostsee wohnt. 

Die Geschichte an sich ist gut konstruiert und hat einige interessante Wendungen. 
Insgesamt ein lesenswerter Krimi, der seine Längen hat.
Für Leser, die detaillierte, einfallsreiche Beschreibungen lieben, ein toller Roman.