Rezension

Detailverliebter Schreibstil

Quendel - Caroline Ronnefeldt

Quendel
von Caroline Ronnefeldt

Bewertet mit 4 Sternen

Caroline Ronnefeldt ist es gelungen, mit den Quendeln, die das Hügelland bevölkern, eine ganz eigene Welt zu erschaffen - auch wenn die Hobbits vermutlich nahe Verwandte sind.
Zunächst begleitet man als Leser Bullrich Schattenbart, einen Junggesellen und Eigenbrötler, der seinen Lebenssinn im Erstellen von Karten des Hügellands gefunden hat. Doch da ist noch dieser unerforschte, weiße Fleck, der Wald Finster. Der aus guten Gründen von den Quendeln gemieden wird - nur wenige haben es versucht, den Wald zu erforschen, berichten konnte keiner. Dennoch wagt es Bullrich, den Wald zu betreten - nur ist dieser Tag, wie sich dann herausstellt, einer, an dem Bullrich vielleicht besser nicht in den Wald gegangen wäre.

Als er Abends noch nicht zurückgekommen ist, machen sich sein Vetter Zwentibold Bitterling, sein Neffe Karlmann Schattenbart, seine Nachbarin Hortensia x-y und der zu Hilfe gerufene Odilio Piffer gemeinsam auf die Suche - und erleben die neuen Schrecken der Nacht.

Aber nicht nur in ihrem Dorf, Grünlohe, wird die Welt durchlässig, auch in den anderen Dörfern rund um den Finster wird die Nacht unruhig und alte Geschichten, die nur noch zum Gruseln am Kamin erzählt wurden, werden auf einmal wahr.

Auf gut 400 Seiten erzählt Caroline Ronnefeldt die Schrecken genau einer Nacht an drei Schauplätzen und aus verschiedenen Perspektiven. Der Roman fängt langsam an, und durchgehend wird das Erleben der Figuren detailreich geschildert. Eingeflochten in die Schilderung der Erlebnisse in der Schreckensnacht wird das Hügelland und die Gebräuche der Bewohner vorgestellt. Die einzelnen Protagonisten blieben für mich aber vergleichsweise flach, da im Text immer wieder die Perspektive gewechselt wurde. Der Schreibstil passte zu den etwas behäbig wirkenden Quendeln, gleichzeitig wirkte die Geschichte damit mehr wie ein Märchen, wodurch bei mir immer eine gewissen Distanz zum Text blieb.

Kein Schmöker, aber eine detailreich entwickelte, spannende Geschichte, die zwar in sich abgeschlossen ist, die geschilderte Schreckensnacht aber vermutlich nur die erste in einer noch kommenden Reihe von Ereignissen. Und damit ist der zweite Band schon auf die "zu lesen"-Liste gewandert.

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 28. August 2020 um 23:10

Obwohl Fantasy nicht (mehr) mein hauptsächliches Genre ist, gefiel mir Quendel außerordentlich gut! Daher geht es mir wie Dir - Band 2 ist auch noch auf meinem "Leseradarschirm" ^^