Rezension

Deus ex machina

Endgame: Die Auserwählten
von James Frey

Bewertet mit 2 Sternen

Dank des Hypes dürfte schon fast jeder von diesem Buch gehört haben. Endgame ist so ziemlich die neueste Dystopie auf dem Markt, und im Inhalt des Buches versteckt sich das Rätsel zu einem Goldschatz von mindestens 500.000 US-Dollar.
Leider ist das auch so ziemlich alles, was sich in dem Buch versteckt. Ansonsten gibt es leider nichts Neues unter der Sonne (was ja eigentlich auch nicht zwingend notwendig ist) und die Umsetzung fällt auch eher mau aus (was ja nun eigentlich nicht erwartet werden muss).

Es beginnt mit dem Einschlag von 12 Meteoriten auf allen Kontinenten der Welt und 12 Jugendliche im Alter zwischen 13 und knapp 20 wissen, dass ihre Zeit gekommen ist zu "spielen". Sie entstammen den alten Menschengeschlechtern, den Sumerern, Minoern, Koori, Shang, Harrapa ... Ihr ganzes Leben lang wurden sie darauf trainiert, dass sie eines Tages ihrer Bestimmung nachkommen müssten: um ihr Leben zu kämpfen, denn nur wer das Spiel gewinnt, überlebt und mit ihm sein Menschengeschlecht. Alle anderen werden von gottähnlichen Außerirdischen ausgemerzt. Warum? Weil sie es können, aus, Ende.
Es beginnt also ähnlich wie bei den Tributen von Panem, nur dass sie nicht mehr trainieren müssen, das haben sie vorher erledigt. Mord, Totschlag und die ersten Bündnisse jedoch gehen sofort los. Dann müssen sie um die ganze Welt reisen, diverse Codes knacken, Rätsel lösen, um in den Besitz des ersten der drei Schlüssel zu gelangen, die zum Gewinn des Games notwendig sind.

Natürlich stammen alle Jugendlichen aus superreichen Familien. Geld spielt keine Rolle, und so können sie in James-Bond-Manier mit umgerüsteten Autos durch die Gegend düsen, beherrschen Motorradfahren, Flugzeuge, Bombenbau, Computerhacking, überleben Schüsse, Messer, Folterungen, Flugzeugabstürze, können sich mit Hilfe von als Kleidung getarnten Tüchern aus unglaublichen Höhen herabfallen lassen, um schwebend auf dem Boden aufzukommen; sie können an Wänden hochlaufen, in Jackie-Chan-Manier Dutzende von Wachleuten erledigen, sie sprechen scheinbar ein Dutzend Sprachen, passen sich jeder Gegebenheit an. Die Asiaten dürfen dabei den Part der sadistischen, blutrünstigen Psychopathen übernehmen, die Amerikaner sind die sympathischen Everybody's Darlings. Rassismus? Huch? Nein, nicht doch ... Ist bestimmt nur Zufall, dass diejenige mit dem meisten Gewissen das typische, strahlende, Golden Girl aus den USA ist, Jahrgangsbeste, hübsch, souverän, verliebt - man möchte brechen. Im Gegensatz dazu sind die Psychopathen hässliche, unsichere Stotterer oder kleine gewalttätige Hunnen. Die Europäer und Nahostler dürfen sich irgendwo dazwischen ansiedeln.

Das Buch ist in viele kurze Kapitel eingeteilt, in denen aus den verschiedenen Perspektiven eines halben Dutzend dieser Spieler erzählt wird. Immer wieder kam sich Frey dabei selbst in die Quere: In einem Satz erzählt er noch, wie unglaublich fähig diese Kids sind, über welches scharfes Gehör sie verfügen, dass ihnen nichts entgeht, im nächsten Moment führt er diese Behauptungen ad absurdum.
Beispiel: Zwei der Kids hören eine Nadel, die an eine Wand geschossen wird, von eben dieser Wand abprallen und wenden sich dem Geräusch zu - als aber ein Typ in Ganzkörpermontur und Helm ihnen hinterherstampft, bekommen sie es nicht mit. Vielleicht haben sie ein selektives Gehör entwickelt, damit das Leben spannend bleibt. Eine Superassassine lässt sich ewig von einem auffälligen, groß gewachsenen, gut aussehenden (das wurde übrigens im gesamten Buch mindestens 15 Mal betont, damit jeder weiß, dass diese Art von Heldentypen eben nur in Amerika vorkommen!) beschattet, und bekommt es erst mit, als er ihr beinahe auf dem Schoß hockt.

Überhaupt muss Frey immer mal wieder Zufälle und Logiklöcher walten lassen, weil sonst das ganze Buch vorne und hinten nicht passt. Als Erklärung kommt dann "weil ... Keks". Nun ja. Der Autor ist der Schöpfer seines Buches und darf daher ebenso handeln wie seine außerirdischen Götter. Weil er es eben kann.

Fazit: Vielleicht ist es für Rätselfreunde faszinierend, der Inhalt des Buches ist keineswegs der originelle, neue, geniale Auftakt einer Dystopietrilogie. Bekommen hat man stattdessen eine Mischung aus Indianer Jones für Anfänger und Battle Royale für Arme.