Rezension

deutsch/deutsche Geschichte - sehr politisch unterkühlt

Margos Töchter
von Cora Stephan

Bewertet mit 3 Sternen

** "Ich habe Post von der Stasiunterlagenbehörde bekommen. Sie haben was über Leonore gefunden. Ich muss nach Berlin." **

Ein Stück dunkelster deutscher Geschichte ~ interessant, aber sehr distanziert. 

Cora Stephan widmet sich in ihrem neuen Roman der Nachkriegsgeneration, den Kindern der 60iger Jahre. Leonore, die in Norddeutschland aufwächst und Clara, eine aufrechte Genossin aus dem Osten. Leonore ist eine Außenseiterin und gerät auf der Suche nach sich selbst, immer wieder in politisch engagierte Kreise. Für Clara, die sie in einem DDR Camp kennengelernt hat, wird sie rasch uninteressant, für ihre Zwecke nicht zu gebrauchen. Doch Jahre später kommt es zu einer erneuten schicksalshaften Begegnung...

Ich hatte zu Beginn so meine Probleme mit "Margos Töchter", denn mir waren tatsächlich sämtliche Personen unsympathisch und ich habe bis zum Schluss zu niemandem einen wirklichen Bezug aufbauen können. Dazu kam dann auch noch ein sehr distanzierter, unterkühlter Schreibstil, an den ich mich erst gewöhnen musste. 

Der Roman ist in 3 Teile gegliedert. Im Ersten geht es hauptsächlich um Leonore; Ihre Jugend, die Suche nach sich selbst, das ganze politische Umfeld, bis hin zu ihrer Mutterrolle. Ich muss sagen, der politische Aspekt war mir hier zu viel, es wurde gefühlt nichts ausgelassen - bis hin zum Personalien-Klau durch Mitglieder der RAF. Dadurch wurde es oft zäh und langatmig, es drehte sich alles nur um Politik, ging aber dann auch nicht dementsprechend in die Tiefe. Das gleiche gilt für Clara im 2. Teil. Sie ist eine unheimlich emotionslose Person, die handelt wie befohlen, ohne jemals zu hinterfragen. Auch hier wieder eine rein politische Ebene und wenig andere Gedanken oder Background. 

Die Geschichte ist spannend und auch interessant, keine Frage, aber am besten hat sie mir in den Momenten gefallen, wo es ein klein wenig auf die persönlichere Ebene ging, rund um Jana, ihre Mutter usw. Wäre der Roman eher aus dieser Perspektive und weniger aus der arg politischen geschrieben worden, er hätte mich wahrscheinlich sehr viel mehr berührt - so blieb eine unüberbrückbare Distanz zum ganzen Geschehen. . 

Wobei ich auch sagen muss, dass der Clou am Ende für mich schon vorher die einzig logische Erklärung war, ohne dass ich den ersten Band "Ab heute heiße ich Margo" kannte und trotzdem oder vielleicht deswegen, blieben für mich ein paar Ungereimtheiten. Was ich zudem recht ungewöhnlich fand, die Männer spielen kaum eine Rolle und agieren eher unter ferner liefen. Auch das ließ kleinere Fragen zurück, da man ihre Ansicht nicht kennt.. 

Fazit: Es geht um Familiengeheimnisse, Stasivergangenheiten, um politische Ambitionen und die Frage, ob man immer den richtigen Weg gegangen ist. Ein bewegendes und interessantes Thema, das für mich etwas zu distanziert und politisch erzählt wurde. Dadurch fehlte der emotionale Bezug zu den Charakteren.