Rezension

deutsche Geschichte

Deutsches Haus - Annette Hess

Deutsches Haus
von Annette Hess

Bewertet mit 5 Sternen

1963 in Frankfurt. Eva ist Anfang 20 und Dolmetscherin. Mehr zufällig wird sie als solche für Polnische Häftlinge des ehemaligen Lagers in Ausschwitz engagiert und erfährt hautnah Stück für Stück in einem Prozess, was damals wirklich passiert ist. Die Aufarbeitung des Grauens, die erst fast 20 Jahre nach Kriegsende in Deutschland beginnt, wird durch Eva und ihre Familie beschrieben. Die Eltern, die mehr oder weniger nichts davon wissen wollen, und Eva, die fassungslos ist aber versteht, dass man Wissen der erste Schritt zur Aufarbeitung ist.

Die Autorin hat bereits einige hervorragende Drehbücher abgeliefert. Ihr erster Roman besticht nicht unbedingt durch eine sehr ausgefeilte Sprache. Das Buch liest sich leicht weg. Aber der Inhalt ist sehr spannend und sehr authentisch und die Geschichte ist eine, die man nicht oft genug erzählen kann.

Es gibt den Spielfilm „Im Labyrinth des Schweigens“, der sich mit diesem Gerichtsprozess bereits sehr intensiv auseinandersetzt. Ich hatte also schon Hintergrundwissen. Dennoch hat mich wieder erschreckt, wie zögerlich die Deutschen und die Gerichte an die Wahrheit von Ausschwitz herangingen und wie viele Widerstände es in der Gesellschaft gab, bis alles ans Licht kam. Ja sogar die Alliierten waren dafür, vieles Totzuschweigen.

Ein tolles Buch. Deutsche Geschichte, ehrlich erzählt. Eine dicke Leseempfehlung von mir.