Rezension

Deutscher Phantastik Preis 2013 für dieses Steampunk Buch

Steampunk kurz & geek - Marcus Rauchfuß, Alex Jahnke

Steampunk kurz & geek
von Marcus Rauchfuß Alex Jahnke

Bewertet mit 4.5 Sternen

Heute am 12.10.13 wird den beiden Autoren Alex Jahnke & Marcus Rauchfuß der Deutscher Phantastik Preis für das beste Sekundärwerk verliehen. Herzlichen Glückwunsch!

Manchmal braucht es bei einigen Ideen, bis sie sich hierzulande etablieren. Aber letztendlich kommen sie an, ganz gleich, ob es sich nun um die Industrielle Revolution oder auch „Steampunk“ handelt. Vor einiger Zeit stellte ich im Blog bereits schon die hervorragende Graphic Novel „Steam Noir“ vor, heute soll es um ein Buch gehen, welches Euch einen Blick hinter die Kulisse der „Dampfpunks“ gewährt. Für die Geeks unter Euch ist „Steampunk“ sicher längst keine Neuheit mehr, für manche vielleicht sogar schon ein alter Hut, aber dennoch verliert das Thema nichts von seiner Faszination. Ich kann mich noch gut erinnern, als vor einigen Jahren während einer Filmrunde unter Freunden der Begriff das erste mal die Runde machte. Während sich eine für Nerds typische Diskussion entwickelte, ging ich an den Rechner und stolperte, als ich das Wort „Steampunk“ in die Suchmaschine eingab, über ein Bild eines Laptops, der von Datamancer umgebaut wurde. Ich war überwältigt angesichts dieser Kreativität und verliebte mich sofort in das Objekt der Begierde!

„Steampunk“ sollte nicht mehr lange ausschließlich einigen Eingeweihten ein Begriff sein, das Bild vom erwähnten Laptop ging via Social Media um die Welt und längst taucht das Wort in den unterschiedlichsten Zusammenhängen unserer Gegenwartskultur auf. Egal ob in Mode, Kunst, Film, Musik oder last but not least Literatur, „Steampunk“ ist ein Begriff, welcher aus der Flut neuer Trends herausragt, im Gedächtnis hängen bleibt, inspiriert, dabei aber auch Fragen aufwirft. Was macht (einen) Steampunk aus? Was hat es mit dieser Subkultur eigentlich auf sich? Kann man von einer Szene sprechen oder sind „Steampunks“ eigentlich eher Gothics, welche braune Klamotten tragen und Accessoires aus Messing zur Schau stellen?

Steampunk könnte ein Synonym für Vielfalt sein: Möchte man sich genauer informieren, was sich denn nun tatsächlich hinter dem Begriff verbirgt, stößt man aufgrund der unzähligen Verzweigungen der Subkultur auf immer neue, teils verwirrende Details. Eine Recherche im Internet (oder auch Æthernetz) kann durchaus interessant, aber auch zeitaufwändig sein.

Wer Ergebnisse nicht suchen, sondern diese lieber sofort zur Hand haben möchte, ist mit dem handlichen Buch „Steampunk – kurz & geek“ bestens beraten.

Steampunks lieben Bücher!

Bücher haben eine lange Tradition, sind aber dank moderner Techniken wie E-Book Reader nicht zu einen Anachronismus verkommen. Aber auch auf Papier lassen sich schließlich nach wie vor modernste Inhalte darstellen und kreativ darstellen. Das ist etwas, was Steampunks ganz besonders gefällt: Alte Methoden, moderne und intelligente Nutzung. Im englischsprachigen Raum gibt es bereits schon etliche Fachtitel zum Thema. Die beiden Autoren Alex Jahnke und Marcus Rauchfuß haben in „Steampunk – Kurz und geek„ aus einer immensen Menge an Daten, Tatsachen und Gerüchten Wissenswertes sowohl für Kenner, als auch für Neugierige mit fehlenden Vorkenntnissen zusammengetragen und bieten nun auch hier allen LeserInnen eine solide Informationsgrundlage.
Schrittweise und strukturiert gehen sie dabei vor, ohne auszuufern und die Texte immer mit einer Prise Humor verfeinert.

Schon nach ein paar Seiten wird beim Lesen des Handbuchs klar, dass es sich bei „Steampunk“ nicht um einen oberflächlichen Trend handelt, sondern um eine Zusammenführung verschiedener kultureller Strömungen, die nicht nur in phantastischen Welten stattfinden, sondern bei denen es durchaus handfest und tatkräftig zur Sache gehen kann: Da paaren sich Streetart mit dem DIY Gedanken der Steampunks und den Tüfteleien der Hacker. Dass der Titel im O’Reilly Verlag erschienen ist, passt. Allen, die sich über die wöchentlichen Prospekte der Elektronikhändler hinaus mit Computerliteratur beschäftigen, ist der Verlag als zuverlässige Quelle mit Sicherheit bekannt. Zurecht ist das Buch dort in der Katerorie „Für Bastler, Hacker & Geeks“ zu finden.  Kombiniert man diese mit der Überschrift des Buches „Abenteuer, Romantik, Wissenschaft“ sind das immerhin bereits 3×3 Möglichkeiten von unzählig anderen.

Eigene und kreative Ideen treiben den Dampfkessel der Szene an, Individualismus ist den Anhängern sehr wichtig, unkreativ von der Stange gekauftes dagegen verpönt. Der Trend gegen Massenherstellung und Konsumgesellschaft ist in dem Zusammenhang ziemlich Punk und erklärt gut nachvollziehbar die zweite Worthälfte. Fast schon philosophische ist die Frage, ob man z.B. moderne Notebooks tatsächlich besitzt, wenn es nicht gestattet ist, das Gerät aufzuschrauben, um es zu reparieren oder Änderungen vorzunehmen. Das gefällt mir.
Es wird nicht alles als gegeben hingenommen, es wird hinterfragt, geforscht, verändert und adaptiert.

Beste Voraussetzungen für ein langes Bestehen der Steampunks und meiner Meinung nach genau wegen dieser Inhalte das derzeit beste deutschsprachige Buch zum Thema.