Rezension

Dichtung oder Wahrheit?

Der Spielmann - Oliver Pötzsch

Der Spielmann
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 4 Sternen

Die gekürzte Lesung des Buches (immerhin noch 20 Stunden) hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.
Tobias Kluckert als Sprecher ist eine hervorragende Besetzung gewesen. Mit seiner angenehmen Stimme gelang es ihm immer wieder neue Spannungsbögen aufzubauen und für mich dadurch auch etwas langwierigere und gedehnte Handlungsstränge durchaus erlebbar zu machen.

Johann Georg Faustus als Romanfigur fand ich gelungen dargestellt. Man lernt ihn bereits im Kindesalter kennen und erlebt mit, wie er zu einem sehr intelligenten Mann heranwächst. Sein schier unbändiger Drang nach Wissen lassen ihn aus dem Rahmen der Gesellschaft ein wenig herausfallen, so dass er nur auf wenig Verständnis bei seinen Mitmenschen stößt. Und so wird aus Faust auch eher ein Einzelgänger. Lediglich Margarethe und später dann auch sein Hund schaffen es in Faust eine emotionale Bindung aufzubauen.
Zudem wird die Entwicklung Fausts durch seinen Lehrer aber irgendwie auch gleichzeitigen Gegenpart Tonio del Moravia geprägt. Tonio ist Förderer und Verführer (ja, er hat etwas Diabolisches an sich) zugleich. Dieses ungleiche Ringen beider Männer macht die Handlung interessant.

Also eigentlich eine schöne spekulative Geschichte um das Leben des ja wirklich existenten Faustus.

Meistens war die Handlung rasant und hatte eine schöne dichte Atmosphäre. Vor allem Fausts Zeit in seiner Heimatstadt Knittlingen und auch in Nürnberg waren spannend dargestellt. Seine Reisezeit war mir dazu im Verhältnis jedoch ein wenig zu fade. 

Eigentlich ein schönes Buch, dass ich literaturinteressierten Lesern, nicht nur historischer Romane wirklich gerne weiter empfehle – als Hörbuch auf jeden Fall.