Rezension

Dick

SCHWEIGEPFLICHT - Jens Lapidus

SCHWEIGEPFLICHT
von Jens Lapidus

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wer hat angefangen 400-seitige Krimis nochmal um mindesten 200 Seiten zu ergänzen? Das Phänomen der Krimis mir mehr als 600 Seiten kenne ich erst seit wenigen Jahren – aber es tritt immer häufiger auf. Mich regt es auf.

Was ist verkehrt an den dünneren Büchern? Sie sind spannend, mitreisend, rätselhaft und vor allem haben sie Tempo. Die neuen dicken Krimis dagegen ziehen sich. Ihre Handlung ist genauso gewieft und spannend, aber sie kriecht nur im Schneckentempo voran. Nur wahre Leseratten finden überhaupt den Mut, sich durch diese vielen Buchstaben zu arbeiten. Gelegenheitsleser greifen da lieber zu leichterer Lektüre. Aber der Leser muss nicht nur mutig sein, sondern auch geduldig und ausdauernd. Ich schreibe mir diese Fähigkeiten in Bezug auf Bücher durchaus zu, aber das Wissen das man nach dreihundert gelesen Seiten noch nicht einmal die Hälfte hinter sich hat, kann stellenweise demotivieren.

Dabei ist „Schweigepflicht“ wirklich gut. Die Charaktere sind einzigartig, weder schwarz noch weiß. Der Schreibstil drängt zum Weiterlesen und die Handlung ist ausgeklügelt. Ich war nicht bei jedem Plottwist so überrascht, wie ich hätte sein können, aber die Geschichte hat sich trotzdem bei mir festgesetzt. Das Buch hätte wirklich herausragend sein können, wenn der Autor etwas mehr aufs Gas getreten wär und die Geschichte mit höherer Geschwindigkeit erzählt hätte. So blöd es klingt, aber die vielen Seiten sind mein größter Kritikpunkt und sie haben mich beim Lesen wirklich ziemlich gestört.