Rezension

Die 10 Gebote – ein absolut fesselnder Action-Thriller

Orphan X - Gregg Hurwitz

Orphan X
von Gregg Hurwitz

Bewertet mit 5 Sternen

Ein waschechter Page-Turner. Wer Robert Ludlums „Jason Bourne“ und Lee Childs „Jack Reacher“ mag, wird „Evan Smoak“ lieben!

Zum Inhalt:

Evan Smoak ist ein klassischer Einzelgänger. Zu seinen Nachbarn im noblen Wohnblock in L.A. ist er stets freundlich und hilfsbereit, bleibt doch aber gleichzeitig immer unnahbar. Um seine Tarnung als unscheinbarer Vertreter für Industriereiniger nicht zu gefährden, lebt Evan streng nach zehn ganz eigenen Geboten. Vom ersten Gebot („Zieh keine voreiligen Schlüsse“) bis zum 10. Gebot („Lass niemals einen Unschuldigen sterben“) sind es genau diese Regeln, die ihn und seine Klienten schützen, und keines dieser Gebote hat Evan, alias „Orphan X“, jemals gebrochen. Bis er sich des Falls von Katrin annimmt, deren Vater entführt worden ist. Was für Evan als „Standardauftrag“ beginnt, führt ihn unvermeidlich an seine eigenen Grenzen und zum Bruch seiner geheiligten Gebote…

 

Zum Autor:

Bestsellerautor Gregg Hurwitz ist ein wahres Multitalent. Neben seinen mehrfach ausgezeichneten Büchern hat er bereits diverse Drehbücher (u.A. für Jerry Bruckheimer) und Comics (für Marvel und DC) geschrieben, Fernsehserien entwickelt (u.A. für Warner Bros.) und mehrere wissenschaftliche Artikel über William Shakespeare veröffentlicht.

 

Meine Meinung:

 

„Man spielt nicht das eigene Blatt, man spielt immer das Blatt des Gegners.“ (S. 377)

 

„Orphan X“ ist ein Thriller, der mich vom Start weg gleich in seinen Bann gezogen und gefesselt hat. Nach einer kurzen „Einführungsphase“ mit einer erfreulich überschaubaren Anzahl von Charakteren nimmt die Story rasant an Fahrt auf. Es entspinnt sich ein wahres Verwirrspiel mit Intrigen und Täuschungen. Der sonst so straighte und selbstsichere Evan hat schnell selbst Zweifel an seinem aktuellen Auftrag, und der Leser zweifelt mit ihm mit. Der Plot entwickelt sich sehr spannend und stellenweise extrem rasant, ja fast atemlos. Dabei sorgt der Autor gleich mehrfach für überraschende Wendungen, die ich zu keiner Zeit so vorhergesehen hätte. Dabei bleibt die Story insgesamt doch stets nachvollziehbar und nicht unrealistisch. Selbst die Auflösung – nach einem unglaublich actiongeladenen Finale – präsentiert der Autor für meinen Geschmack absolut wasserdicht, fügt alle Puzzleteilchen (die ich teilweise zuvor gar nicht als solche erkannt hatte) zu einem stimmigen und überraschenden Gesamtbild zusammen. So hatte ich stets das Gefühl, vom Wissen um die Zusammenhänge „auf Augenhöhe“ mit Evan Smoak zu sein. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich dermaßen stark mit Evan mitgefiebert und mitgezittert habe.

 

Evan Smoak alias „Orphan X“ oder auch „The Nowhere Man“, ist ein Protagonist, wie ich ihn mag: Gradlinig, zuverlässig, extrem schlagkräftig und doch mit Herz. Ein Minimalist dessen einzige Leidenschaft sehr teure Vodkas sind. Eine moderne Version von Robin Hood, Zorro & Co., der seine gesamten Mittel und sein ganzes Können zum Wohle von in Not geratenen Personen einsetzt („Finde jemand, der mich braucht. Gib ihm meine Nummer.“). Eingestreute Rückblenden zeigen dem Leser sukzessive, wie Evan zu „Orphan X“ geworden ist. Hier schafft der Autor sehr gelungen sowohl eine Nähe zu seinem Protagonisten als auch eine nachvollziehbare Erklärung, wie Evan ein dermaßen außergewöhnlicher Kämpfer geworden ist. So ist Evan Smoak ein Paradebeispiel für einen extrem effektiven und unerschrockenen Mixed Martial Arts Kämpfer, der sich aus allen Selbstverteidigungstechniken stets das Beste und intuitiv das für die Situation Passendste aussucht, sei es nun Muay Thai, das indonesische Pencak Silat, die Tang-Technik oder auch Wing Tsun. Evan Smoak beherrscht sie alle!

 

Der Schreibstil des Autors passt sehr gut sowohl zur Story als auch zu seinem Protagonisten: Sehr flüssig, präzise und eher nüchtern als blumig. Auch das Setting, das größtenteils in L.A. platziert ist, habe ich als sehr passend empfunden. Wo könnte jemand wie Evan Smoak auch besser mitten im pulsierenden Leben untertauchen als in dieser ausufernden Flächenstadt. Dass der Autor, der auch in L.A. lebt, diese Stadt sehr gut kennt, kommt für meinen Geschmack sehr gut rüber, wodurch sich ein sehr authentisches Gesamtbild ergibt.

 

Auf das nächste Abenteuer von Evan Smoak freue ich mich schon jetzt!

 

FAZIT:

Ein waschechter Page-Turner. Wer Robert Ludlums „Jason Bourne“ und Lee Childs „Jack Reacher“ mag, wird „Evan Smoak“ lieben!