Rezension

Die Abgründe zweier Seelen

So schöne Lügen - Tara Isabella Burton

So schöne Lügen
von Tara Isabella Burton

Tara Isabella Burton nimmt uns mit in die Welt der Reichen und Schönen und zeigt dabei ein unglaubliches Talent darin die Oberflächlichkeiten dieser Scheinwelt genauso gut rüberzubringen, wie die Beweggründe der Protagonisten.

Das Buch beginnt mit einer Szene, in der Lavinia und Louise sich bereits kennen, wobei das zu diesem Zeitpunkt erst seit zehn Tagen der Fall ist.
Darauf folgt dann eine Schilderung von Louises Situation und sofort wird klar, dass sie eher schlecht als recht über die Runden kommt, wie es auch der Klappentext schon andeutet.
Nach dieser Einleitung, in der man schon etwas erahnen kann welche Richtung die Freundschaft der beiden einschlägt, folgt dann die Info wie sie sich überhaupt kennengelernt haben und wie sich die Freundschaft Schritt für Schritt entwickelt hat.
Man erfährt wie der Kontakt immer enger wurde, wie es dazu kam, dass Louise bei Lavinia einzieht und wie die Beziehung der beiden immer mehr in eine Abhängigkeit voneinander umschlägt.
Louise tut dabei alles um Lavinia zu gefallen, sagt zu nichts Nein und manipuliert Lavinia insoweit, dass sie genau weiß was sie zu ihr sagen muss um die gewünschte Reaktion zu erzeugen. Umgekehrt braucht Lavinia immer wieder Bestätigung darin wie toll und einzigartig sie doch ist. Sei es von Louise oder durch das ständige posten von Bildern.
In dieser ganzen Situation gelingt es der Autorin unheimlich gut die ganze Atmosphäre auf den Leser zu übertragen. Immer wieder ist man geschockt und gleichermaßen fasziniert von dieser unwirklich scheinenden Welt. Gleichzeitig kann man über die beiden Protagonistinnen oft nur den Kopf schütteln, wollen doch beide so zwanghaft etwas sein das sie nicht sind. Ich hatte zu nahezu jedem Zeitpunkt Mitleid mit mindestens einer der beiden. Jedoch nicht im Sinne von Mitgefühl, sondern eher dahingehend, dass ihr Verhalten einfach nur armselig war und ich mich gefragt habe wie psychisch krank ein Mensch sein muss, dass er sich zu solch einem Verhalten herablässt. Dementsprechend war mir auch keine der Frauen sympathisch, was denke ich aber durchaus so gewollt ist.
Ebenfalls spannend ist die Wahl des allwissenden Erzählers. So erfährt der Leser wirklich alles und wird teilweise sogar direkt angesprochen. Dadurch bekommt man noch einmal ganz andere Einblicke in die Köpfe der Protagonisten.
Allerdings sehe ich hier auch ein großes Problem: Wir haben zwei Frauen als Protagonisten und diese interagieren sehr viel. Das hatte zur Folge, dass nahezu immer die Namen genutzt wurden um zu verdeutlichen wer gerade etwas sagt oder tut, denn bei "Sie" hätte man oft nicht gewusst welche Sie gemeint ist. Dadurch kam es häufig zu einer massenhaften Wiederholung der Namen, was ich sprachlich doch mehr als nervend und unschön finde. Hätte man zum Beispiel eine Ich-Perspektive von Louise genutzt (deren Verhalten und Gefühle meiner Meinung nach sowieso im Fokus stehen), so hätte man zwischen "Ich", "Sie" und den Namen wechseln und so die Wiederholungen vermeiden können.
Hinzu kam, dass die Autorin oft sehr kurze Sätze genutzt hat und diese dann auch hintereinander. Das führte dazu, dass sich das Lesen manchmal etwas gehetzt anfühlte und kein wirklicher Lesefluss entstand, sondern man eher von Satz zu Satz gesprungen ist.
Abgesehen von diesen sprachlichen Aspekten, konnte mich das Buch aber absolut überzeugen und ich war von Anfang an gefesselt. Die Schilderung dieser toxischen Freundschaft ist eine erfrischend andere Art von Spannung und Louise ist das Paradebeispiel einer absoluten Psychopathin.