Rezension

Die Anfänge der Krankenhausmedizin

Die Charité -

Die Charité
von

Bewertet mit 5 Sternen

Ein gelungener historischer Roman, der besonders an der Medizin interessierte Leser ansprechen dürfte. Die Geschichte ist im Berlin der Jahre 1831 bis 1841 angesiedelt. Im Wesentlichen dreht sich alles um das Wirken und Leben der Ärzte und des Pflegepersonals an der Charité, der berühmten Kranken-Heil-Anstalt, vor allem des berühmten Prof. Dieffenbach, der real existierte, und der „Wärterin“ Elisabeth. Es werden nachhaltig beeindruckende Einblicke in den Stand der Medizin vor bald 200 Jahren gegeben. Heute kaum vorstellbar, dass Operationen ohne Betäubung durchgeführt wurden, stattdessen durch Festhalten der Patienten durch starke Männer und das rasche Vorgehen der Ärzte beim Aufschneiden, oder dass die in so hoher Zahl  (häufig an Wundbrand) verstorbenen Patienten obduziert wurden, um daraus Erkenntnisse für die Zukunft zu ziehen. Auch die Rolle der Frauen in der Medizin ist interessant zu lesen. Ihnen war es in Preußen verwehrt, Ärztinnen zu werden. Nur der niedere Beruf der „Wärterin“ war erlaubt und vor allem von Ungebildeten oder Dirnen ausgeübt. Das erklärt dann auch die Überzahl der Männer im Berufsfeld der Ärzte bis in die jüngste Zeit hinein. Auch in diesem Bereich wurde damals der Grundstein für eine Weiterentwicklung der Pflege gelegt. Die Schilderung des Privatlebens der Romanfiguren kommt natürlich nicht zu kurz und so gibt es auch hier unterhaltende Einblicke in die fast noch ständisch geordnete Gesellschaft im Preußen gegen Mitte des 19. Jahrhunderts.