Rezension

Die Antwort liegt irgendwo da draußen

Behemoth -

Behemoth
von T. S. Orgel

Bewertet mit 5 Sternen

Die Menschheit hat es wiedereinmal verbockt! Im 24. Jahrhundert ist die Erde unbewohnbar geworden, es gibt zwar Kolonien auf dem Mond und dem Mars, aber auch hier werden die Menschen nicht auf Dauer überleben können. Einzige Rettung könnten drei riesige Generationenschiffe sein, die im Orbit des Mars bereitstehen für eine Reise in die Tiefen des Alls, zu einem Planeten, dessen Existenz durch den Fund eines Alienartefakts auf dem Mars bekannt wurde. Bald schon sind die Schiffe einsam auf ihrer Reise unterwegs, Kontakte zwischen den einzelnen Schiffen gibt es schon lange nicht mehr, jeder hat mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Der Zahn der Zeit hat den Raumschiffen genauso zugesetzt, wie die Unwirtlichkeit des Weltraums und langsam werden die Ressourcen knapp. Als die Schiffe auf ein geheimnisvolles Objekt stoßen, beginnt ein Wettrennen darum dieses möglichst als Erster in Besitz zu nehmen.

T.S.Orgel steht für die Brüder Tom und Stephan Orgel, die schon sehr erfolgreich im Bereich Fantasy unterwegs sind und hier bevölkern eher Orks und Zwerge ihre Bücher, eher nicht mein Genre. Glück für mich, dass das Duo sich vor einer Weile entschieden hat in den SiFi Kosmos vorzudringen und direkt mit dem Debüt "Terra" haben sie bei mir einen Nerv getroffen.

In gewohnt spannender Weise kreieren die Beiden eine Zukunftsvision. Direkt zu Beginn des Buches wird der Leser in die Geschichte geworfen, um dann im zweiten Kapitel zurückzukehren zu den Ereignissen, die Grundlage für die Geschichte sind. Dadurch erhält der Leser Informationen, die ihm später im Buch einen Vorteil gegenüber den Figuren verschafft. Die Geschichte wird erstmal in drei Handlungsstränge aufgespalten, die auf den einzelnen Raumschiffen spielen und erst später zusammengeführt, so lernt der Leser nach und nach alle wichtigen Figuren und Besonderheiten der verschiedenen Schiffe kennen. Wer "Terra" kennt wird vielleicht den ein oder anderen Namen wiedererkennen. Die Bücher sind zwar unabhängig voneinander, ein paar kleine Insider für Fans sind aber eingebaut und solch liebevollen Details mag ich.

Was ich auch mag, ist, wie die Brüder es schaffen, Konstanten des Genres in ihre Geschichte zu integrieren und das teilweise mit einer guten Prise Humor. Schließlich kann man ja auch im Weltall das Rad nicht neu erfinden und so ist es legitim auf bereits Bekanntes zurück zu greifen, solange es nicht abgeschrieben wirkt. Wenn es doch einmal einer Erklärung bedarf, findet man diese am Ende des Buches in einem Glossar und natürlich fehlt auch ein Namensverzeichnis nicht. Das Buch ist für Genrefans eine wahre Fundgrube, es gibt hier Parallelen zu Raumschiff Enterprise, Star Trek Discovery, The Expanse und sogar die Alien Reihe. Der Leser erfährt so unglaublich viel über die persönlichen Vorlieben der Autoren, das macht sie sympathisch und authentisch.

Mit Behemoth ist den Brüdern ein weiterer Science Fiction Page Turner gelungen, der für mein Gefühl gut auf eine Kinoleinwand passen würde, bitte dann einen schön langsame Kamerafahrt um die Dimensionen der Schiffe einzufangen, untemalt von epischer Musik natürlich. Ich hoffe sehr, dass demnächst ein entsprechender Anruf eintreffen wird. Bis dahin aber bitte nicht ausruhen, ob es nun eine Fortsetzung, oder eine komplett neue Idee wird, da lasse ich mich gern überraschen.