Rezension

Die Artussage aus historischer Perspektive

Die Artus-Chroniken 01. Der Winterkönig - Bernard Cornwell

Die Artus-Chroniken 01. Der Winterkönig
von Bernard Cornwell

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Britannien, um 480: Das Land wird von allen Seiten bedroht, doch auch untereinander sind die Briten nicht immer friedlich gesinnt. In dieser schwierigen Zeit wird der Enkel des Großkönigs Uther Pendragon geboren, die große Hoffnung für den Zusammenhalt des Reiches. Doch Mordred ist ein Krüppel.
Als Uther stirbt, bricht Chaos aus, da viele der britischen Unterkönige nach der Macht greifen wollen.
Arthur, der uneheliche Sohn Uthers, hat geschworen, Mordred zu beschützen und ihm das Reich heil zu übergeben, sobald der Junge alt genug ist. Doch als er Guinevere kennen lernt, ist ihm Politik zunächst einmal unwichtig.
In Arthurs Diensten steht Derfel, der Sohn einer sächsischen Sklavin, aufgewachsen an Merlins Hof, in Kriegskünsten unterwiesen.

Meine Meinung
Der Einstieg in diesen Roman ist mir schwerer gefallen, als es bei anderen Romanen des Autors der Fall war. Ein Grund dafür sind die vielen walisischen Namen, die unaussprechlich erscheinen. So hatte ich Probleme damit, mir diese zu merken und Personen und Orten zuzuordnen, insbesondere, da es verhältnismäßig viele gibt, die dann oftmals über längere Zeit nicht vorkommen. Das Personenregister ist hier sehr hilfreich, ohne dies hätte ich das Buch möglicherweise abgebrochen.
Ein weiterer Grund ist wohl, dass die Geschichte aus Derfels Sicht geschrieben ist. Derfel lernt Arthur aber erst kennen, nachdem Mordred geboren ist. So erfährt der Leser nur aus zweiter Hand, warum Arthur bei seinem Vater in Ungnade gefallen ist, was es mit Excalibur auf sich hat etc. Für mich fehlt somit ein großer und wichtiger Teil der Geschichte um Arthur, über den ich gerne mehr erfahren hätte.
Obwohl Derfel der Erzähler ist, hatte ich nie das Gefühl, dass er im Mittelpunkt steht. Stattdessen geht es in diesem Roman in der Hauptsache um Arthur, um seine Taten, seine Entscheidungen. Selbst in Kapiteln, in denen sich Derfel fern von ihm aufhält, war es für mich immer noch nur Arthurs und nicht Derfels Geschichte, so dass dieser mir über den Roman hinweg nur als Nebenfigur vorgekommen ist.
Der Schreibstil ist wieder typisch für Bernard Cornwell. Blutige Schlachten gehören in seinen Romanen einfach dazu, ebenso wie oberflächliche Frauenbekanntschaften, bei denen Gefühle nicht erwähnt werden und in den meisten Fällen anscheinend auch keine Rolle spielen.
Auch nicht völlig unerwartet ist, dass Cornwell einzelne Charaktere anders darstellt, als man erwarten könnte. Insbesondere die Darstellung Lancelots gefällt mir sehr gut, aber auch Merlin, der über weite Teile des Romans gar nicht vorkommt, hat mich sehr überrascht.
Mit seiner Version der Sage geht Cornwell eigene Wege. Er verzichtet auf mystische Elemente wie den heiligen Gral, der wohl auch erst sehr spät der Sage hinzugefügt wurde, und auch bei der Magie, die die Druiden wirken, scheint es sich eher um Tricks zu handeln.
Das Christentum kommt in dem Roman nicht gut weg, Derfel ist schließlich Heide und der neuen Religion gegenüber skeptisch eingestellt.

Fazit
Für mich nicht der beste Cornwell, den ich bisher gelesen habe, aber durchaus lesenswert, wenn man seinen Stil mag und mit den walisischen Namen zurechtkommt. Zudem eine interessante Umsetzung der Artussage, die doch einige Überraschungen bereithält.