Rezension

Die Baltimores - eine großartige Geschichte im freien Fall

Die Geschichte der Baltimores - Joël Dicker

Die Geschichte der Baltimores
von Joël Dicker

Bewertet mit 5 Sternen

Joel Dickers Roman „Die Geschichte der Baltimores“ ist 2016 im Piper-Verlag erschienen und hat bei mir eine ähnliche Begeisterung ausgelöst wie Dickers Vorgänger-Roman (Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert).

Erzähler der Geschichte ist der Protagonist Marcus Goldman, der aus dem Jahr 2012 heraus die tragische Geschichte seiner Familie erzählt. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, in denen Marcus immer einen Abschnitt seiner Erlebnisse vom Kindes- bis hin zum Erwachsenenalter berichtet. Der Kern der Geschichte liegt in der Familienstruktur der Goldmans. So haben die Großeltern Goldman zwei Söhne, von denen einer mit seiner Familie in Baltimore (die Goldmans aus Baltimore) und der andere mit seiner Familie in Montclair (die Goldmans aus Montclair) wohnt. Marcus Goldman bildet mit seinen Eltern die Goldmans aus Montclair. Doch bereits als Kind wünscht er sich nichts sehnlicher als ein Sohn der Baltimores zu sein. Die Baltimores sind für ihn die schönsten, die reichsten und die wundervollsten Menschen überhaupt. Nicht zuletzt weil bei ihnen seine geliebten Cousins, Hillel und Woody, wohnen. Als Trio fühlen sie sich unbesiegbar, großartig und über alle Probleme, die in der großen weiten Welt lauern könnten, erhaben. Niemals hätte Marcus sich vorstellen können, dass es etwas geben könnte, was sie trennt.  Doch mit den Jahren muss Marcus feststellen, dass das Schicksal es nicht gut mit seiner Familie meint, denn einmal angestoßen, war die Verkettung tragischer Ereignisse kaum mehr aufzuhalten.

Joel Dicker hat es mal wieder geschafft, dass ich die Kontrolle über das Buch verloren habe und es meinen Alltag bestimmt hat. Es hat mir einfach nicht die Wahl gelassen, es längere Zeit als nötig aus der Hand zu legen – es wollte immer weiter gelesen werden, am liebsten an einem Stück. Dies schafft Dicker, indem er (viele kurze) Kapitel aus Gegenwart und Vergangenheit geschickt miteinander verstrickt. Außerdem wollte ich persönlich von allen Charakteren gleichermaßen wissen, wie es mit ihnen weitergegangen ist. Manchmal interessiert mich die ein oder andere Figur mehr oder weniger – in diesem Fall nicht. Inhaltlich ist es so, dass sich die Fäden immer weiter miteinander verstricken, sodass man keine Vorstellung mehr hat, wie die Geschichte nun zum dem Punkt kommen kann, an dem Marcus in der Erzählgegenwart 2012 steht.

Auch „Die Geschichte der Baltimores“ hat Joel Dicker mit seinem in meinen Augen fantastischen Schreibstil verfasst. Die Sprache ist nicht schwierig oder allzu gehoben, sondern sie hat auf ihre Art Glanz und Anmut. Sie ist ansprechend und geht runter wie Öl, ohne dass sie simple oder platt daherkommt. Ich mag die Schreibart einfach ungemein gern.

Mein Fazit ist, dass ich „Die Geschichte der Baltimores“ gerne zu meinen schönsten Büchern zähle und das Buch einen Logenplatz in meinem Bücherregal bekommt. Ich kann keine Kritik finden und hoffe, dass wir noch viel von Joel Dicker hören werden. Und das hoffentlich in nicht allzu langer Zeit.