Rezension

Die beklemmende Familiengeschichte dreier Brüder, die in ihre Vergangenheit zurückkehren

Die Überlebenden -

Die Überlebenden
von Alex Schulman

Bewertet mit 5 Sternen

„Was sich hier auf der Steintreppe abspielt, das Weinen der drei Brüder, die geschwollenen Gesichter und all das Blut, ist nur der letzte Ring auf dem Wasser, der äußerste, der am weitesten vom Einschlagspunkt entfernt ist.“ (Zitat S. 13)

Alex Schulmann erzählt ausgehend von diesem Endpunkt, die Kindheitsgeschichte der drei Brüder Nils, Benjamin und Pierre. Er beschreibt einzelne Episoden und Entwicklungen der Familie in chronologischer Abfolge. Abwechselnd dazu beschreibt er rückwärts diesen letzten Tag, dessen Ende man im ersten Kapitel erlebt. Wie Ringe im Wasser breiten sich die Ereignisse aus und ziehen sich umgekehrt zusammen, so dass ein immer dichteres Bild der Brüder und ihrer Eltern ergibt, wenn sich die Ringe durchdringen.

Neben dieser ungewöhnlichen Erzähltechnik entwickelt Schulmann ein Stimmungsbild der Familie, das beim Leser eine immer größer werdende Beklemmung erzeugt. Das Leben der Familie ist geprägt von Stimmungsschwankungen, Zuneigung, unterdrückten Gefühlen und Aggressivität, die aus einer großen Hilflosigkeit und Unfähigkeit, miteinander zu reden resultiert. Und dann gibt es noch den anfangs zitierten Einschlagpunkt …

Die wunderschöne, minimalistische Aufmachung der Hardcoverausgabe, die anspruchsvolle und emotionale Geschichte, die einen zum Nachdenken, zum Grübeln und Mitleiden anregt und die schönen malerischen Naturbilder machen das Buch zu einem unbedingten Leseerlebnis. Wie grandios der Autor diese komplexe Erzählweise umgesetzt hat, kann man auch erkennen, wenn man nachher das Buch auch mal von hinten nach vorne liest.