Rezension

Die Bestrafung der Sünder – Guter psychologischer Spannungsaufbau

Der Todesprophet - Chris Karlden

Der Todesprophet
von Chris Karlden

Bewertet mit 4 Sternen

Journalist Ben Weidner, nach einschneidenden und dramatischen Erlebnissen in Äthiopien psychisch gezeichnet, wird immer wieder von blitzartigen Erinnerungsfetzen heimgesucht, die Panikattacken und Blackouts verursachen. Seine Ehe ist gescheitert und beruflich reduziert, traut man ihm nur noch eine journalistische Tätigkeit bei einer Boulevardzeitung zu.

Eines Abends lernt er Tamara Engel kennen, doch am nächsten Morgen ist diese tot. Erste Hinweise deuten auf ihn als Täter hin, doch Ben hat keinerlei Erinnerungen an den vergangenen Abend. Nicht nur Selbstzweifel treiben ihn an, seine Unschuld zu beweisen, sondern auch die zahlreichen Hinweise die auf ihn als Täter deuten. Ben gerät immer tiefer in ein Netz aus Verstrickungen hinein, die kaum noch zu entwirren sind. Als ihm das ganze Ausmaß bewusst wird, kann er sich nur noch auf den Polizeireporter Freddie verlassen, bevor er erkennen muss, dass er längst der Gejagte in einem grausamen Spiel um Leben und Tod ist.

Der Autor:

Chris Karlden, Jahrgang 1971, hat Rechtswissenschaften studiert und arbeitet derzeit als Jurist in der Gesundheitsbranche. Er lebt mit seiner Familie im Südwesten Deutschlands. Sein erster Psychothriller »Monströs« war bereits ein großer Erfolg. (Quelle: Aufbau Verlag)

Reflektionen:

Chris Karlden hat mich mit seinem Thriller Der Todesprophet angenehm überrascht, denn schon nach den ersten Seiten war ich tief in der spannenden Handlung versunken, die schnörkellos und klar geschrieben ist. Reich an Details und in bildhafter Sprache genießt man seinen Ausdruck, der die Lebendigkeit des Thrillers maßvoll prägt.

Gelungen sind ihm vor allem die Charakterzeichnungen der Hauptfigur Ben und die des Täters. Ben Weidner wird schier verrückt, da er von den Hinweisen, die auf ihn als Täter schließen lassen, erdrückt wird und er immer tiefer in eine Story hineingesogen wird, aus der es kaum einen Ausweg zu geben scheint. Der innere Kampf, der Ben in Selbstzweifel stürzen lässt, da er immer wieder von Blackouts und Flashbacks heimgesucht wird und der psychische Druck, der durch die erdrückenden Beweise seitens der Polizei auf ihm lasten, sind gelungen authentisch dargestellt. Bens Gemütszustand und seine akuten Nöte wecken Emotionen, die den Leser veranlassen mit zu ermitteln und in einem hohen Tempo zu lesen.

Der Täter, der immer mal wieder in kurzen Perspektiven zu Wort kommt, erlaubt einen Blick in dessen Psyche und Motivation. Grausam ist vor allem, dass er kleine Kinder bei seinen Taten zusehen lässt und begründet dies für sich schlüssig im Namen Gottes.

Der Spannungsaufbau ist zwar gelungen und ein Spannungshöhepunkt jagt den nächsten, aber für mich persönlich fiel die Spannung immer wieder ab. Vielleicht lese ich zu bewusst, zu sehr auch im Kleinen und zwischen den Zeilen, weshalb mich unglaublich viele Wiederholungen in meinem Lesefluss gestört haben. Es waren nicht nur die zahlriechen Wiederholungen die mir missfielen, sondern auch, teilweise ganze Kapitel lang, Rechtfertigungen von Verhaltensweisen und Handlungen der Figuren. Solche ständigen Wiederholungen und Rechtfertigungen ärgern mich, denn als Leser darf man mir schon zutrauen, dass ich Inhalte behalte, verstehe und in der Lage bin zu schlussfolgern.

Trotzdem hat mir der Todesprophet gut gefallen, denn die Idee der Geschichte wurde ansonsten sehr gut umgesetzt und sie zeigt in ihrer kompakten Struktur, ein anspruchsvolles Werk in einem sehr angenehmen, literarischen Stil.

Fazit und Bewertung:

Psychologisch spannender und aufwendig gezeichneter Thriller über einen scheinbar religiös motivierten Täter, der die Sünder zur Rechenschaft zieht, um die Gesellschaft von ihnen zu erlösen. Wohlgeformte Charaktere und eine reich an Details geschriebene Story, aber mit zahlreichen Wiederholungen, die das Lesevergnügen etwas schmälern.