Rezension

Die bewegende Geschichte einer mutigen Frau

Wüstenblume - Waris Dirie

Wüstenblume
von Waris Dirie

Bewertet mit 5 Sternen

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich vor einigen Jahren in der Schule das erste Mal von diesem Buch und Waris Dirie hörte. Seitdem wollte ich mehr über ihre Geschichte erfahren - und kann nur sagen, dass es sich definitiv gelohnt hat, dieses Buch zu lesen. Waris' Geschichte bewegt, regt zum Nachdenken an und rüttelt auf, wie es kaum eine andere (Auto-)Biographie schafft.

Darum geht's in »Wüstenblume«:

»Wüstenblume ist die faszinierende wahre Geschichte eines somalischen Mädchens, das als Kind durch die Hölle ging und später als internationales Top-Model Karriere machte. Es ist die Geschichte einer Befreiung, die Mut macht, für seine Träume zu kämpfen.Vom Nomadenleben in der somalischen Wüste auf die teuersten Designer-Laufstege der Welt - ein Traum. Und ein Alptraum, denn Waris Dirie wurde im Alter von fünf Jahren Opfer eines grausamen Rituals: Sie wurde beschnitten. Im Alter von 13 Jahren flüchtet sie vor der Zwangsverheiratung mit einem Mann, der ihr Grossvater hätte sein können. In London wird sie schließlich als Model entdeckt - der Beginn einer märchenhaften Karriere. In Wüstenblume erzählt sie ihre Geschichte. Heute kämpft Waris Dirie mit ihrer Desert Flower Foundation gegen die Genitalverstümmelung, der heute noch täglich 600 Mädchen zum Opfer fallen sowie für die Rechte der afrikanischen Frauen.«

Original-Klappentext

Meine Meinung:

Gleich zu Beginn des Buches steht Waris - und auch wir Leser*innen - einem Löwen gegenüber. Was für ein Einstieg! Meine Neugier war gleich geweckt und wurde während weiten Teilen des Buches aufrechterhalten. Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, was mich aber nicht störte, da auf diese Weise eine gewisse Nähe zu allen möglichen Leser*innen geschaffen wird.

Die Ereignisse in Waris' Leben werden mehr oder weniger chronologisch beschrieben - manchmal wird etwas vorweggegriffen, manchmal eine Rückblende erzählt. Es bereitete mir jedoch keine Mühe, den Überblick über die zeitlichen Ereignisse zu halten. Ich fand es eher schwierig, die vielen Personen auseinanderzuhalten und richtig zuzuordnen. Teilweise werden Namen nur einmal erwähnt, weshalb auf eine genaue Nennung dieser Namen hätte verzichtet werden können. Das ist aber eher ein Detail.

Waris als Person lernen wir natürlich sehr gut kennen. Ich finde sie als Persönlichkeit beeindruckend - es wird schnell deutlich, dass sie recht eigensinnig, aber auch ein familienbezogener Mensch ist und dass sie bereit ist, für ihre Ziele zu kämpfen. Damit war sie mir sehr sympathisch. Es gab nur wenige Szenen, in denen sie mir etwas naiv erschien, was aber auch mit ihrem kulturellen Hintergrund zusammenhängen könnte.

Die verschiedenen Szenen des Buches werden sehr anschaulich beschrieben. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, das Ereignis mit Waris gemeinsam zu erleben, was mir sehr gefiel. Die Autorin behandelt dabei nicht nur ein Thema, sondern viele verschiedene: die Kultur und das Leben in Somalia und in Europa bzw. in den USA, das Verlassen der Heimat, das Sich-Zurechtfinden in einer neuen Heimat, behördliche Barrieren, die Karriere als Top-Model, die Arbeit als Botschafterin, etc. Das bekannteste Thema ist vermutlich die Beschneidung der Mädchen, die auch ein ganzes Kapitel im Buch einnimmt. Viele Szenen sind in meinen Augen sehr bewegend, ein paar erschreckend und andere wiederum witzig - und bilden damit eine gute Balance.

Fazit:

»Wüstenblume« ist ein bewegendes Buch über ein Nomadenmädchen aus Somalia, das sich zu einer starken Frau, einem gefragten Model und Botschafterin entwickelt. Einige Szenen waren sehr aufrüttelnd, diese werde ich bestimmt nicht vergessen. Da ich der Meinung bin, dass mehr über solche wichtigen Themen wie die Beschneidung von Mädchen in afrikanischen Ländern geredet werden sollte, empfehle ich dieses Buch gerne mit fünf Sternen weiter. Nicht geeignet für junge Leser*innen unter 14 Jahren.