Rezension

Die (biografische) Geschichte einer starken Frau – unglaublich fesselnd!

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück -

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
von Felicitas Fuchs

Bewertet mit 5 Sternen

Die junge Minna liebt ihre Familie, möchte aber aus der Armut ausbrechen und sehnt sich nach geordneten Verhältnissen, einer eigenen Familie und einem Ende der Armut. Als sie Fred kennenlernt, gutsituiert und charmant, heiraten sie schnell. Minnas Mutter, eine Toilettenfrau, ist skeptisch, warnte sie Minna doch schon immer vor kleineren Männern mit braunen Augen – die bringen nur Unglück. Doch Minna geht ihren Weg und eine Zeitlang sind sie und Fred auch sehr glücklich. Minna baut Dank seiner finanziellen Starthilfe ein eigenes Nähatelier auf und macht sich im reichen Düsseldorf bald einen Namen. Bald ist sie erfolgreicher als ihr Mann, der das alles eigentlich nur als kurzfristige Spinnerei abgetan hat. Doch letztlich geht die Ehe schief, Fred verspekuliert ihrer beider Vermögen und Minna landet auf der Straße. Sie beschließt, zurück in das Dorf Minden zu ziehen, in die Nähe zu Mutter und Bruder. Der 2. Weltkrieg hält Einzug, die Zeiten sind schwer und Minna verliebt sich in Fritz, mit dem sie endlich die ersehnten zwei Kinder bekommt. Lange Zeit sind sie glücklich, doch die kräftezehrenden, von Armut und Gewalt geprägten Kriegsjahre fordern ihren Tribut, Fritz wird eingezogen und kommt als gebrochener Mann zurück. Die Ehe scheitert. Minna geht in ihrer Mutterrolle auf und muss einen weiteren schrecklichen Schicksalsschlag erleben.

Ich begleite Minna und ihre Familie vom Jahr 1924 an bis ins Jahr 1951 und ich muss schon sagen: eine tolle, sehr starke Frau, die mich schwer beeindruckt hat. Selbstbewusst packt sie ihr Leben an, sucht das Glück und wird sehr erfolgreich. Sie ist fleißig und ehrgeizig und zielstrebig. Dennoch ist ihr die Karriere nicht wichtiger als ihre Familie, die in ihrem Leben eine zentrale Rolle spielt. Ihrer einfachen Herkunft zum Trotz steht Minna ihre Frau und beweist, was in ihr steckt. Sie lässt sich nicht unterkriegen, macht aus jeder noch so schwierigen Situation immer das Beste und pfeift auf jegliche Konventionen. Bewundernswert!

Minna ist übrigens die Großmutter der Autorin. Es ist also ihre Familiengeschichte, die ich das lesen durfte und meine Güte – die hat es in sich. Auf dem Cover sehen wir Minna und ihre Tochter. Die Geschichte ist gründlich recherchiert und in einem Schreibstil niedergeschrieben, der mich absolut fesseln konnte. Ich hatte alles immer klar vor Augen und sämtliche Charaktere waren greifbar und real. Kopfkino. Mit 608 Seiten ist es kein schmales Büchlein, sondern ein rechter Wälzer, der mir jedoch an keiner Stelle langweilig wurde. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten, mitgeweint, mitgelacht. Ergreifend, kurzweilig, historisch super interessant und wunderbar lebendig erzählt. Von mir gibt es dafür ganz klar 5/5 Sterne und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.