Rezension

Die Biographie eines Visionärs

Steve Jobs - Walter Isaacson

Steve Jobs
von Walter Isaacson

Ich hab gerade die autorisierte Biografie über Steve Jobs zu Ende gelesen und ich muss gestehen, dass ich gleichermaßen fasziniert wie irritiert bin…
Jeder kannte den charismatischen Apple-Begründer irgendwie, der die Produkte mit dem angeknabberten Apfel zu dem machte, was sie heute sind: Nicht mehr weg zu denkende Begleiter im Alltag, mit dem fantastischen Design und den innovativen Ideen.
Doch mit der autorisierten Biografie ist es dem Autor Walter Isaacson gelungen, die verschiedensten Facetten von Jobs’ Persönlichkeit sowie seine Ziele und Ängste zu zeigen.

Am meisten fasziniert mich Steve Jobs’ Gespür für das “große Ganze”:

“Es ist wirklich schwer, Produkte für Zielgruppen zu entwerfen.
Meistens wissen die Leute nicht, was sie wollen, bis man es ihnen zeigt.”
(1998 Business Week)

Steve hatte genau diesen dreh raus – zu wissen was die Konsumenten in naher Zukunft brauchen, ohne Umfragen und Marktforschung zu betreiben. Er hatte eine Vision, er wusste was er definitiv nicht wollte (wie z. B. keine Stifteingabe “mit dem Griffel” auf einem Tablet). Er hatte ein perfektes Design vor Augen und er ließ bei der Realisierung des Produktes kaum einen Millimeter nach. Klar, er war rechthaberisch, egozentrisch, oftmals mehr als schwierig und kompliziert und er konnte ein wahrer Tyrann sein. Manchmal hatte ich während des lesens die Figur des Rumpelstilzchen im Hinterkopf, als ich mir vorstellte, wie aufbrausend Steve sein kann… Ob er mal mit dem Fuß aufgestampft hat, um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen?

Es gab auch Episoden, als er sterbenskrank war und im Krankenhaus lag – nehmt es mir nicht übel, aber sein Perfektionismuss hat mich zum lachen gebracht – als er sich weigerte die Atemmaske aufzusetzen, weil das Design scheiße war [:-)] Ich hab Tränen gelacht! Denn die Krankheit und das Angesicht des Todes sollte uns nicht unsere Eigenheiten nehmen und es zeugt von wahrer Stärke, wenn man sich treu bleibt und den Humor bewahrt.

Irritierend fand ich die Erkenntnis, wie er Freundschaften pflegte und seine Kinder emotional von sich distanzierte. Aber gegen Ende des Buches wird angedeutet, dass er wohl mit all den Menschen Frieden geschlossen hat, die ihm am Herzen lagen.

Natürlich sind das nicht alle Facetten von Steve Jobs gewesen – die Presse hatte ihn ja meist so hingestellt. Aber dank Walter Isaacson kann jeder jetzt Wort für Wort Steve’s Geschichte, erzählt von den verschiedensten Personen, nachlesen und wird erkennen: Steve Jobs war ein bemerkenswerter Mensch, ein Vorreiter, ein Querdenker und irgendwie auch ein Genie, der sehr emotional sein konnte und Schwächen wie jeder andere auch hatte.
Die autorisierte Biografie ist ein Einblick in das Leben einer der ungewöhnlichsten Menschen seiner Zeit, der trotz seiner Milliarden und der Versuche, so lang wie möglich am Leben und bei Apple aktiv zu bleiben, letztendlich von uns gehen musste.

Ein Steve Jobs Zitat:  
“Der Tod ist jene Bestimmung, die wir alle teilen und der noch nie zuvor jemand entfliehen konnte. Und das ist so wie es auch sein sollte, denn der Tod ist mit großer Wahrscheinlichkeit die beste Erfindung des Lebens.”

Ich hätte gerne noch erlebt, wie er mein Leben weiterhin mit seinen phantastischen Produkten bereichert… Aber ich kann an dieser Stelle sagen, dass mich dieses Buch auch sehr bereichert hat und dass ich es jedem weiter empfehle!