Rezension

Die Borden-Morde

Seht, was ich getan habe
von Sarah Schmidt

Bewertet mit 3 Sternen

Massachusetts 1892. Lizzie Borden findet ihren Vater zerstückelt auf dem Sofa liegen. Kurze Zeit später wird die Leiche ihrer Stiefmutter Abby gefunden. Die Opfer wurden mit einer Axt erschlagen. Doch wer außer Lizzie Borden kommt als Täter in Frage? Das Haus war abgeschlossen, ihre Schwester verreist, und das Dienstmädchen scheint ein Alibi zu haben.

"Seht, was ich getan habe" ist ein historischer Roman, der sich mit den Borden-Morden in Fall River, Massachusetts auseinander setzt. Die Erzählung beruht auf einer wahren Begebenheit und wurde von der Autorin in Szene gesetzt.

In der Ortschaft Fall River hat sich ein grausiger Doppelmord ereignet. Das Ehepaar Borden wurde ermordet in ihrem Haus aufgefunden. Die Bordens hinterlassen zwei erwachsene Töchter: Lizzie und Emma, wobei nur Lizzie als Täterin in Frage kommt.

Sarah Schmidt zieht dazu vier Perspektiven heran. Sie erzählt aus der Sicht von Lizzie, Emma, Bridget und Benjamin. 

Lizzie Borden ist die jüngere Schwester und zum Zeitpunkt der Morde um die 30 Jahre alt. Sie findet den Leichnam ihres Vaters. Sein Gesicht ist blutüberströmt, viele Züge sind gar nicht mehr vorhanden, wutentbrannt muss der Täter auf ihn losgegangen sein.

Emma Borden ist derweil bei einer Freundin zu Gast. Die ältere der Borden-Schwestern kehrt sofort ins Elternhaus zurück als sie von dem Unglück erfährt. 

Bridget, das Hausmädchen, hat nichts Ungewöhnliches im Haus bemerkt. Sie ist mit ihrem eigenen Leid, dem Heimweh nach Irland, beschäftigt, und versucht, so rasch wie möglich den Fängen der Bordens zu entkommen.

Benjamin ist ein Vagabund. Er schleicht um das Haus der Bordens herum, weil er den Vater die Leviten lesen soll. Diesen Auftrag hat er vom Onkel der Borden-Schwestern erhalten.

Anhand dieser Figuren taucht man in die Atmosphäre im Hause Borden ein. Als Leser sieht man die Ereignisse aus der Sicht von Lizzie und Emma, wobei sich mir nur ein vages Bild ergeben hat. Die Autorin versucht die Beziehung zwischen den Schwestern, innerhalb der Familie und die Stimmung im Haus einzufangen. Was ihr meinem Empfinden nach nicht gelungen ist. Sämtliche Erlebnisse und Gedanken sind nebulös, teilweise sogar abstrakt, und haben auf mich einen verschwommenen Eindruck gemacht. 

Die Schwestern empfand ich als bizarr, weil sie als erwachsene Frauen beim Vater und der Stiefmutter leben. Leider gibt es nicht einmal ansatzweise eine Erklärung dafür. Es wird zwar eine starke Bindung zwischen Lizzie und Emma in den Raum gestellt, diese wird jedoch durch ihre beschriebenen Gedanken widerlegt, was für mich nicht nachvollziehbar ist.

Die Figur Benjamin scheint frei erfunden. Sie symbolisiert wohl eine unbekannte Ereigniskette, die es genauso gut gegeben haben kann. Denn immerhin wurde Lizzie Borden vom Gericht frei gesprochen. Wenn sie es nicht gewesen ist, dann muss ein Unbekannter ins Haus eingedrungen sein.

Bridgets Rolle ist mir nicht klar. Einerseits sorgt sie dafür, dass die Familie Borden als Ganzes betrachtet wird, andrerseits bietet ihre Perspektive weder Erklärungen noch Einblicke, die ein deutlicheres Bild ergeben.

Zusätzlich irritiert haben mich Sonderbarkeiten, wie zum Beispiel, dass die ganze Familie eine Lebensmittelvergiftung hat, und weiterhin munter von der verdorbenen Hammelsuppe isst. Danach kotzen sie alles aus, nur um wieder die ranzige Brühe zu löffeln. Diese Hammelsuppe steht so zentral im Raum, dass ich mich frage, ob sie als Sinnbild für die Verdorbenheit der Familie steht. 

Obwohl ich etliche Kritikpunkte äußere, habe ich das Buch gern gelesen. Der Ablauf der Ereignisse war - trotz manch traumähnlicher Einschübe - fesselnd und lesenswert, ich hatte mir aber eine konkretere, handfestere Geschichte erhofft. 

Unterm Strich ist „Seht, was ich getan habe“ ein historischer Roman, der die Morde am Ehepaar Borden und die mögliche Täterschaft der Tochter Lizzie aus den Perspektiven unmittelbar Beteiligter thematisiert. Es bleibt ein interessantes Gedankenspiel mit historischen Eckdaten, das mich trotz fesselnder Momente nicht völlig überzeugt.