Rezension

Die Bräute ohne Füße...

Blutdämmerung - Rainer Löffler

Blutdämmerung
von Rainer Löffler

Bewertet mit 4 Sternen

Martin Abel ist ein begnadeter Fallanalytiker - der beste jedenfalls beim Stuttgarter LKA. In aussichtslosen Fällen wird er hinzugezogen, und nun ereilt ihn bereits zum zweiten Mal ein dringender Ruf aus Köln. Wieder ist es Kommissar Greiner, der Abels Dienste in Anspruch nehmen wil, denn erneut erschüttert eine unglaubliche Mordserie die Stadt. In einem abgelegenen See wurden gleich fünf Leichen junger Mädchen gefunden - alle im Brautkleid. Und alle ohne Füße.

Während Martin Abel noch rätselt, was es mit den Brautkleidern und den verschwundenen Füßen auf sich haben mag - erneut erhält er hierbei Unterstützung durch die angehende Fallanalytikerin Hannah Christ -, verschwindet ein weiteres Mädchen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn mit jedem weiteren Tag schwindet die Hoffnung, das Mädchen noch lebend aufzufinden. Bald schon scheint klar, wer hinter den Taten steckt, doch es fehlen die Beweise. Und die Uhr tickt...

Blutig geht es auch in diesem Fall zu - da verspricht der reißerische Buchtitel nicht zu viel. Für Zartbesaitete ist das sicher nichts, denn hier wird einiges sehr detailliert beschrieben, was man so bildhaft erst einmal verkraften muss. Der Zustand der Leichen, das Vorgehen des Täters, diverse Szenen aus der Vergangenheit einzelner Charaktere - all dies verlangt dem Leser einen stabilen Magen ab. Doch wer vor so vielen blutigen Details nicht zurückschreckt, der wird auch mit diesem zweiten Fall um den Fallanalysten Martin Abel spannende Lesestunden verbringen können.

Martin Abel ist wie schon im vorherigen Band kein einfacher Charakter. Eigenbrötlerisch und häufig unwirsch stößt er so manchem seiner Kollegen vor den Kopf - und doch erschien er mir in diesem Fall um einiges zugänglicher als zuvor. Zwar erscheinen seine Reaktionen oftmals unangemessen in ihrer Vehemenz, doch wird deutlich, dass Abel vielfach gar nicht anders handeln kann. Rückblenden in seine Kindheit machen deutlich, wie Abel zu dem wurde, was er heute ist, und lassen ihn dadurch menschlicher erscheinen.

Rückblenden und Hintergrundinformationen werden in diesem Thriller zum einen auch zur Person des Täters geboten, zum anderen aber auch zu Kommissar Greiner, der dadurch mehr in den Fokus der Erzählung rückt als in dem vorherigen Fall. Für meinen Geschmack gab es hier in der Summe zu viele dieser Informationen, da diese doch zulasten der Spannung gingen. Doch bezüglich der Charaktere, die in den Folgebänden vermutlich noch eine Rolle spielen könnten, halfen diese Spuren abseits des eigentlichen Falls, den Figuren als Leser näher zu kommen.

Ein flüssiger Schreibstil sowie eine zumindest latent vorhandene Spannung quer durch den Roman ließen mich durch die Seiten fliegen. Zwar gibt es auch hier wieder ein paar Ungereimtheiten, unlogische Details oder auch Handlungsweisen, die so nicht wirklich vorstellbar sind, doch bietet der Fall selbst alles, was einen guten Thriller ausmacht. Obschon der Name des vermeintlichen Täters frühzeitig bekannt ist, wird das Buch nicht langweilig. Die Jagd auf den Täter, die Frage, ob das verschwundene Mädchen diesmal noch rechtzeitig gefunden werden kann und der immer wieder nagende Zweifel, ob man wirklich dem Richtigen hinterher jagt, sorgen für Spannung - und unerwartet gibt es am Ende noch eine Überraschung.

Alles in allem ein solider Fall, der Lust macht auf die weiteren Folgen um den Fallanalytiker Martin Abel.

© Parden