Rezension

Die Büchse der Pandora

Was ich nie gesagt habe -

Was ich nie gesagt habe
von Susanne Abel

Bewertet mit 5 Sternen

ch hatte gar nicht mit einer Fortsetzung von Stay away from Gretchen gerechnet, und war deshalb sowohl überrascht, dass es einen zweiten Band der Geschichte gibt, als auch skeptisch ob die Autorin das Niveau des ersten Bandes tatsächlich nochmal erreichen kann.
Eines vorweg, sie kann!
Wird im ersten Band die Geschichte von Toms Mutter erzählt, so geht es im zweiten Band im Wesentlichen um Toms Vater, Konrad Monderath.
Tom, der frisch verliebt die Zeit mit Jenny und dem kleinen Carlchen genießt, erfährt durch den Gentest, den er eigentlich nur gemacht hat um seine Halbschwester Marie zu finden, dass er weitere Halbgeschwister hat.
Diese Nachricht erschüttert Tom, denn er fragt sich natürlich, was seinen Vater dazu trieb, seine Mutter offensichtlich mehrmals zu betrügen, und so versucht er, mehr über das Leben seines Vaters zu erfahren.
In Rückblenden ab dem Jahr 1933 erfährt der Leser nun, wie das Leben von Konrad (genannt Conny) Monderath verlief. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber Konrads Geschichte ist erschütternd und verlangt dem Leser einiges ab. Natürlich weiß man um die Gräueltaten, die im Dritten Reich und während des Krieges verübt wurden, aber Susanne Abel schafft es, dem Leser Einzelheiten aus dieser Zeit so nahe zu bringen, dass man das Buch an einigen Stellen tief betroffen aus der Hand legen möchte, wäre man nicht gleichzeitig begierig darauf zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht.
Was Tom bei seinen Nachforschungen nicht ahnen kann, er öffnet die Büchse der Pandora (auch an dieser Stelle verzichte ich bewusst auf nähere Ausführungen um nicht zu viel vorweg zu nehmen), aber die Wahrheit bringt ihn auch dazu, seinen Vater, zu dem er zu dessen Lebzeiten ein schlechtes Verhältnis hatte, besser zu verstehen.
Wie bereits eingangs gesagt, hat Susanne Abel das hohe Niveau des Vorgängerbandes gehalten, wenn nicht gar übertroffen.
Auch diesmal wieder ist der Schreibstil der Autorin eine perfekte Mischung aus spannend, emotional und äußerst informativ, was dazu führte, dass ich das Buch in nur drei Tagen gelesen hatte.
Die Charaktere sind ausnahmslos gut gezeichnet und auch diesmal wieder kann man als Leser vollständig in der Geschichte abtauchen.
Die angesprochenen Themen sind ausnahmslos gut recherchiert und regen in jedem Fall dazu an, dass ein oder andere Thema durch entsprechende Sachliteratur zu vertiefen. Danke deshalb für die vielen Literatur- und Medienhinweise am Ende des Buches.
Die Schilderungen vom Köln der Nachkriegsjahre waren für mich, die ich nahe der Domstadt wohne, sehr interessant und hatten einen hohen Wiedererkennungswert.
Von mir eine klare Leseempfehlung und auch wer den ersten Band nicht gelesen hat, kann dieses Buch ohne Probleme lesen und verstehen, denn da wo es nötig ist wird die Handlung des ersten Bandes immer wieder geschickt in die jetzige Geschichte eingeflochten.