Rezension

Die dunkele Macht steigt auf

Märzgefallene - Volker Kutscher

Märzgefallene
von Volker Kutscher

Bewertet mit 3.5 Sternen

Es beginnt im März 1933... Ein unbekannter tötet Männer aus einer Gruppe Kriegskameraden, die am "Fall Alberich" beteiligt waren. Sie haben in Frankreich 1918  Gold entdeckt und es versteckt. Zu Kriegsende haben sie zum Abschied an die Franzosen ein Mienenfeld hinterlassen, dass erst 2 Tage nach ihrer Abfahrt hochgehen sollte. Doch es passierte ein Unglück, ihren Hauptmann hat es erwischt. Zurück, März 1933 Leutnant Freiherr von Roddeck will seinen ersten Roman "Märzgefallene" herausbringen. Er rennt der Verschwörungstheorie hinterher, dass Hauptmann Engel den Unfall, das Attentat, überlebt hat und sich nun an den Kameraden rächen will, um das Gold für sich alleine zu kassieren. Das deutsche Volk feiert das Buch, das die Nazis als Propangandamittel gegen den Anteil der jüdischen Bevölkerung nutzen. Auch im Polizeipräsidium kann man die aufsteigende Macht der Nazis und ihren Antisemitismus spüren. Dem Leser bekanntes Personal wird versetzt, entlassen, muss fliehen. Charly zweifelt, ob sie für die Polizei in diesem neuen Staat, der nicht mehr ihre Heimat sein kann, arbeiten möchte. Sie besucht die Tochter eines Todesopfers, die zum Feuerteufel und zur Mörderin geworden ist und nun schweigend im Zuchthaus sitzt. Das Mädchen flieht. Auf der Suche nach ihm, müssen auch Gereon und Charly die Seiten des Gesetzes eines Staates, wo mit Gesetzen und Rechten nur noch so gespielt wird, überschreiten. ... Und dann steht auch noch die Hochzeit kurz bevor.

Volker Kutscher hat einen unglaublich guten Schreibstil. Es ist faszinierend, wie sich der Autor in die Geschehnisse vom Frühjahr 1933 hineinversetzt und die Szenen des Aufstiegs der Nazi-Macht, ihre Propganda, den Reichtagsbrand, die Sabotage der Wahlen, die Hint ergründe der Bevölkerung für eine Befürwortung der NSDAP und schließlich auch der Bücherverbrennung vom 10. März 1933 atmosphärisch beschreibt. Erschreckend. Und so genau. Ja, man hört bei der Radioansprache der bekannten Nazi-Größe sogar seine Stimme. *gruselig-pfui*

Dennoch hat dieser Band wie die meisten seine Höhen und Tiefen. Zunächst passiert eigentlich recht wenig und eher Unwichtiges. Adenauer tritt erstmals etwas länger und persönlich als Figur auf, seine "Verbannung" als Oberbürgermeister Kölns wird beschrieben und trifft Gereons Eltern hart. Man lacht über Gereons Karnevals Eskapaden, dann brennt der Reichstag, was den Kommunisten in die Schuhe geschoben wird, die erste Leiche taucht auf, von Roddeck will unbedingt seinen Roman veröffentlichen, der Hinweise auf den Täter geben soll ("Die Geister, die man rief..."), die Straßenkinder von Berlin und klar, Doktor Marlow. Und erst dann wird es richtig spannend, wenn Gereon und Charly wieder hinters Gesetz treten müssen.

Es kommt zu einer verzwickten Verbrecherjagd, wo andauernd nach wem anderen gesucht werden muss, immer dann, wenn der Fall eigentlich klar ist... Bis zum Schluss. 

Gewohnt gut.