Rezension

Die dunkle Macht des Internets

Erebos - Ursula Poznanski

Erebos
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin unvoreingenommen an das Buch heran gegangen. Ich hatte schon viel von der Autorin gehört, aber noch nichts gelesen. Auf dem WLD-Treffen kam dann der Name Poznanski im Zusammenhang mit Dystopien erneut positiv zur Sprache. Als ich das nächste Mal in der Buchhandlung war und es im Regal sah, nahm ich es einfach mit.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr hat es mich mitgerissen. Der Schreibstil ist wirklich fesselnd, kurzweilig und spannungsgeladen.

Der Inhalt ist schnell umrissen:

An einer Schule geht eine DVD rum, um die ein großes Geheimnis gemacht wird. Sie wird nur weitergegeben, wenn man sich zur Verschwiegenheit und Einhaltung der Regeln verpflichtet. Irgendwann sickert durch, dass es sich um ein Spiel handelt. Im Laufe der Zeit kommen die Kehrseiten langsam aber sicher ans Tageslicht: das Spiel macht süchtig. Die Schüler fehlen unentschuldigt, sind übermüdet, gereizt und im Wesen verändert.

Nick geht in die 6. Klasse. Auch er wird auf das Spiel aufmerksam, weil sein bester Freund sich von ihm abwendet. Irgendwann bekommt er auch die DVD und wird in den Sog mit hineingezogen. Eher er sich versieht, ist er zum Spielball mutiert. Die Frage ist nur, wer hinter dem Ganzen steckt. Als Nick einen Auftrag in der realen Welt erhält, der seinem eigenen Willen zuwider läuft, erkennt er, dass es nicht nur ein Spiel ist. Aber da ist es vielleicht schon zu spät.

Die Geschichte ist aus Nicks Sicht geschrieben, aber nicht in Ich-Form. Dadurch bleibt der Leser Beobachter. Dennoch wird er zusammen mit Nick in den Bann des Spiels gezogen und kann die Mächte, die Gewissen und Verstand ausschalten und den Spieler zu einem willenlosen Akteur eines grausamen Spiels machen, geradezu spüren. 

Mich hat das Buch sehr nachdenklich gemacht. Ich weiß nicht, ob ich mein Kind vor sowas beschützen könnte. Außerdem macht mich folgendes sehr betroffen: solche Spiele, die mit Informationen aus dem Internet arbeiten und durch dieses "Wissen" eine persönliche Beziehung zum Spieler aufbauen, existieren bereits. Und dass Spiele einen die Zeit vergessen lassen und süchtig machen können, das habe ich selbst schon erlebt. "Finger weg" macht es nur umso interessanter. Da muss Aufklärung her und "Erebos" kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten!