Rezension

Die dunkle Seite Wiens

Das Buch des Totengräbers -

Das Buch des Totengräbers
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 4.5 Sternen

Auf den Spuren krimineller Machenschaften im Wien des 19. Jahrhunderts mit ungewöhnlichen Ermittlern.

Ein neuer Inspektor aus Graz eckt in der Wiener Polizeidirektion mit seinem Verhalten und seiner hochdeutschen Aussprache bei Kollegen und Vorgesetzten an. Kein leichter Einstand. Auch sein Kontakt zum Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs ist seinem Umfeld ein Dorn im Auge. Doch zusammen mit ihm, einer Telefonistin und dem zuständigen Pathologen kommt er neben dem aktuellen Fall weiteren Ungereimtheiten auf die Spur und steuert mit seinen unorthodoxen, neuartigen Ermittlungsmethoden auf ein persönliches Desaster zu. Einen Totengräber mit einem Polizeiagenten zusammenarbeiten zu lassen, diese Idee gefällt mit sehr gut, denn dieses Ermittlerteam ist einfach mal etwas Neues und Außergewöhnliches.

Grausame Morde führen die drei Protagonisten zusammen, ihre Kooperation ist bestens konstruiert. Auch die Konstellation mit den anderen Fällen und die privaten Strängen sind gut gewählt. Die Hinweise zur Auflösung der Mordfälle werden schon früh gestreut, eventuell auch etwas zu deutlich. Mir gefällt der Schreibstil des Autors, der mich schon mit anderen Büchern überzeugen konnte. Neben dem Wiener Dialekt kommen humorvolle Einwürfe nicht zu kurz. Historisch hervorragend recherchiert entführt er uns in ein atmosphärisch interessantes Wien. Von der ersten Zeile an haben mich die Beschreibungen und die Zeichnung der Charaktere überzeugt. Insbesondere der Totengräber und seine Arbeit haben mir gefallen. Neben den Wegbeschreibungen innerhalb der Stadt und ihrer Außenbezirke, einschließlich des Wiener Zentralfriedhofs, werden die Lebensumstände der einzelnen Schichten anschaulich gezeichnet. Hilfreich zur Orientierung in der Wiener Innenstadt ist die Karte auf der Innenseite des Cover. Die neuen Ermittlungsmethoden finde ich verständlich erklärt und gut dargestellt. Den Start der neuen Reihe von Oliver Pötzsch sollten Liebhaber von historischen Romanen nicht verpassen.