Rezension

Die dunklen Machenschaften der Kirche

Vaticanum - J. R. Dos Santos

Vaticanum
von J. R. Dos Santos

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der portugiesische Historiker Tomas Noronha hat vom Vatikan den Auftrag bekommen, Untersuchungen anzustellen. Während er glaubt, das Grab des Apostels Petrus gefunden zu haben, wird er eiligst zum Papst selbst berufen, der aufgrund von Prophezeihungen und Drohungen befürchtet, der letzte Papst zu sein - und sein Ende würde auch den Untergang der Menschheit bedeuten, und der Papst hofft, mit Tomas Unterstützung Schlimmes abwehren zu können.
Schon kurze Zeit später wird der Papst entführt und ein Video der Terrororganisation IS kündigt seine Hinrichtung um Mitternacht an, ssofern die westliche Welt nicht dem Islam unterwirft. Tomas beteiligt sich, sehr zum Unwillen der örtlichen Polizei,  an Suche nach dem Papst und deckt dabei dunkle Geheimnisse des Vatikans, mafiöse Machenschaften, Korruption und Geldwäsche und versucht, quasi im Alleingang die Rettung der Welt.

Es lässt sich nicht vermeiden, bei dieser Reihe um den Historiker Tomas Noronha Parallelen zu Robert Langdon von Dan Brown zu ziehen, der ebenfalls als Entschlüsselungsspezialist Kriminalfälle aufklärt. Während bei Dan Brown jedoch mehr der eigentlich Fall im Vordergrund steht, erscheinen bei  Dos Santos die - zugegebenermaßen hervorragend recherchierten - Machenschaften des Vatikans im Vordergrund zu stehen, was häufig in sehr langen und teilweise verwirrenden Schilderungen von Buchhaltungsthemen ausartet zu Lasten eines spannenden Thrillers, den ich mir gewünscht hätte.
Keine Frage: Es ist interessant, die dunklen Seiten der katholischen Kirche so genau und übersichtlich zusammengefasst und erklärt zu sehen; allerdings passt es nicht sehr gut zum Genre.
Die Protagonisten erscheinen mir häufig relativ eindimensional. Von Noronha selbst erfahren wir nicht sehr viel, außer, dass er ein begnadeter Entschlüsselungsexperte ist, der auch unter Zeitdruck stets rechtzeitig auf die korrekten Lösungen kommt. Seine Verlobte Maria Flor ist zickig und egoistisch und spielt nur ganz am Rande eine Rolle, die Polizei ist stümperhaft, unflätig und sehr negativ beschrieben, der aktuelle Papst fast wie ein Heiliger und auch sonst gibt es keine weiteren Wendungen.
Obwohl das ganze Buch auf die Enthauptung des Papstes um Mitternacht zuläuft, entwickelt sich relativ wenig Spannung, da viele Fakten das Lesen langatmig machen. Wie Naronha auch stets im letzten Moment auf die kompliziertesten Lösungen kommt, ist irgendwann schon sehr vorhersehbar und vor allem der Schluss erscheint mir doch sehr unrealistisch.

Mein Fazit:
Wer sich für die dunklen Machenschaften der Kirche interessiert und diese gut recherchiert in einem NICHT-Sachbuch nachlesen möchte, ist mit diesem Roman bestens bedient. Für echte Thriller-Fans kommt die Spannung dabei ein wenig zu kurz, lesenwert ist das Buch aber in jedem Fall.