Rezension

Die englische Anne Shirley

Weit weg von Verona - Jane Gardam

Weit weg von Verona
von Jane Gardam

Bewertet mit 3.5 Sternen

Jessica Vye ist ein dreizehn jähriges Mädchen zur Zeit des Krieges in Cleveland, Großbritannien. Mit neun hatte sie ein einschneidendes Erlebnis, als ein Vortrag an der Schule ihr die Augen dafür öffnet, sie könne tatsächlich Schriftstellerin werden. Das Buch greift das Thema des Schreibens während der Geschichte öfters auf und verknüpft es mit dem Kriegsalltag und der Stellung der Frau.

Was Jane Gardam wirklich gelungen ist, sind die zwischenmenschlichen Interaktionen und ihr Humor. Die Liebe zu den Charakteren ist unübersehbar und sie fängt mühelos die Jahre der Pubertät ein, auch in Zeiten des Krieges. Durch Gardam wirkt der Krieg wie ein natürlicher Begleiter, der Normalzustand für die SchülerInnen Clevelands. Auch wirft sie Fragen auf, wie eine „echte Lady“ zu sein hat, und wie anders Jessica in dem Aspekt ist. Jessica ist etwas durchtrieben, diskutiert gerne und sieht die Welt auf ihre Art und Weise, sie hat definitiv ihren eigenen Kopf. Sie erlebt eine Entwicklung im Roman durch, die realistisch und bedrückend zugleich ist. Doch das Ende der Geschichte lässt den Leser hoffen, trotz des Krieges, dass im Leben gute Dinge geschehen.

Obwohl mir diese Aspekte sehr gut gefallen haben, hat mich der Roman anfangs nicht wirklich überzeugt. Zu Beginn fällt es schwer, den Grund zu finden, weshalb wir nun ausgerechnet diese Geschichte zu hören bekommen, wohin führt die Geschichte, wo ist der Spannungsbogen? Der Roman war gut strukturiert. Zum Ende hin hat man den Bogen gesehen. Der Anfang war nicht sehr gelungen, der Roman steigert sich mit der Zeit.

Das Debüt von Gardam – vor fast 50 Jahren zuerst erschienen – erzählt die süße Geschichte Jessica Vyes, die mit ihrem Charakter sehr viel Gutes an dem Buch ausmacht und sowohl die Geschichte als auch die Protagonistin werden mit der Zeit tiefer und reifer. Jedem zu empfehlen, der nach einer Coming of Age Geschichte sucht, die Aspekte wie Kriegsalltag und Schreiben behandelt, und eine hoffnungsvolle Lektüre genießt.