Rezension

Die Enklave

Die Enklave - Ann Aguirre

Die Enklave
von Ann Aguirre

Bewertet mit 3 Sternen

"Die Enklave" umfasst 351 Seiten und gliedert sich in zwei Bücher, die die Namen "Unten" und "Oben" tragen. Die beiden Bücher sind in insgesamt 26 Kapitel unterteilt, die mit durchschnittlich 13 Seiten einen angenehmen Umfang haben. Jedes Kapitel trägt als Überschrift einen Titel, der meist nur aus einem einzelnen Wort besteht und jeweils im Zusammenhang mit den Geschehnissen des Kapitels steht.

Das Buch wird mit einer sympathischen Danksagung der Autorin am Ende des Buches abgerundet.

Geschrieben ist das Buch aus Sicht der Ich-Erzählerin Zwei in der Vergangenheitsform.

Das Cover des Buches ist sehr anspruchsvoll gestaltet und verführt dazu, das Buch beim Stöbern im Buchladen zur Hand zu nehmen, um sich genauer damit zu befassen. "Die Enklave" ist mit einer Klappbroschur ausgestattet.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "Enclave" bei Feiwel & Friends, Macmillan USA, New York. Übersetzt wurde das Buch von Michael Pfingstl.

Meine Meinung zum Buch:
* * * * * * * * * * * * * * *
"Die Enklave" ist ein Roman aus dem Genre "romantische Dystopie". Die Dystopie bekommt der Leser gleich zu Beginn des Buches zu spüren: Zwei, der weibliche Hauptcharakter, lebt in einer Gemeinschaft unter der Erde, in den U-Bahn-Tunneln New Yorks. Denn die Oberfläche der Erde ist durch Säureregen und glühende Hitze unbewohnbar geworden. Die Gemeinschaft funktioniert nur, weil das Zusammenleben strengen Regeln unterworfen ist, die von jedem Mitglied beachtet werden müssen. Regelverstöße werden mit der Verbannung an die Erdoberfläche bestraft.

Mit der Namensgebung, die das Mitglied der Gemeinschaft vom gewöhnlichen Balg zum Arbeiter aufsteigen lässt, erfolgt die Einordnung in eine der drei Berufsgruppen Schaffer, Zeuger oder Jäger. Welche Aufgaben die jeweilige Berufsgruppe erwartet, lässt sich bereits anhand ihrer Bezeichnung erahnen.

Zwei wird mit ihrer Namensgebung, die auf einem besonderen Ritual beruht, in die Gruppe der Jäger einsortiert. Ihre Aufgabe ist es von nun an, in den Tunneln nach Fleisch oder anderen Lebensmitteln zu suchen, um die Gemeinschaft zu ernähren. Diese Aufgabe ist die Gefährlichste von allen, denn in den Tunneln lauern die Freaks - Monster, von denen ein unerträglicher Gestank ausgeht, deren Haut von Geschwüren übersät ist, mit scharfen Zähnen und Klauen.

All dies erfährt der Leser zu den Lebensumständen von Zwei. Was die Autorin jedoch nicht erklärt, ist die Vorgeschichte, die doch so spannend sein könnte. Es finden sich kaum Andeutungen dafür, warum die Erde sich so verändert hat. Wieso haben manche Menschen überlebt? Wie kam es, dass sie sich unter der Erde zusammengeschlossen haben? Welche Einschränkungen mussten sie hinnehmen? Wie lange leben sie schon dort? All diese Fragen bleiben leider unbeantwortet, dabei sind sie doch so interessant.

Dass "Die Enklave" nicht nur ein dystopischer, sondern auch ein romantischer Roman ist, wird kaum deutlich. Zwar entwickelt Zwei einige Gefühle für ihren Jagdpartner Bleich, doch wird dieser Entwicklung seitens der Autorin nicht viel Beachtung geschenkt. Ab und zu erwähnt sie mal einen liebevollen Blick oder eine zärtliche Geste, aber schnell wird wieder zu teils sehr blutigen Kampfszenen gegen die Freaks gewechselt. Die Beziehung zwischen Bleich und Zwei bleibt leider sehr oberflächlich und für den Leser kaum spürbar beziehungsweise nachvollziehbar.

Das erste Buch "Unten" beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Alltag der Gemeinschaft. Ein paar Freunde von Zwei werden vorgestellt und das Leben in der Enklave beschrieben. Mit dem zweiten Buch, das den Titel "Oben" trägt, kommt mehr Spannung in die Handlung. Zwei und Bleich werden als Bestrafung für eine Tat an die Oberfläche der Erde geschickt. Bleich trägt ein Geheimnis mit sich, das er Zwei nun offenbart und das ihnen ein Leben an der Oberfläche ermöglicht.

Die Geschichte wird nun durch einige konstruierte Zufälle vorangetrieben. Ob es Zwei und Bleich tatsächlich gelingt, an der unbewohnbaren Oberfläche der Erde zu überleben, wird hier nicht verraten - lest am besten selbst!

Der Schreibstil der Autorin ist kurzweilig und angenehm. Sie hält sich nicht mit unnötigen Beschreibungen der Charaktere oder der Umgebung auf. Diese sind im Gegenteil sehr auf den Punkt gebracht. Das Buch liest sich insgesamt schnell und leicht.

Mein Fazit:
* * * * * * *
Ein dystopischer Roman, der etwas mehr Romantik und weniger konstruierte Handlung vertragen könnte, der sich trotzdem aber interessant und angenehm liest.